Förderkonzept für kleine Unternehmen

KREIS METTMANN

(v.l.) Matthäus Bialasinski (Kreis Mettmann), Elke Derks (Brautmoden mit Herz), Timo Scholl (markoon GmbH). Foto: Kreis Mettmann

Brautmodengeschäft sagt „Ja“ zur Digitalisierung

Deutschland muss sich stärker digitalisieren. Was für Behörden gilt, trifft in vielen Fällen auch auf Unternehmen zu. Und auch der Einzelhandel hat in diesem Bereich noch Nachholbedarf. So mangelt es nicht an unterschiedlichen Förderprogrammen, die das Land oder der Bund, oft auch mit Unterstützung der Europäischen Union aufgelegt haben. Doch die damit verbundene Bürokratie schreckt viele Unternehmerinnen und Unternehmer ab, sich näher mit den Angeboten auseinanderzusetzen. Und somit zögern oft diejenigen, die eigentlich als erste erreicht werden sollen, diese Gelder auch abzurufen.

Elke Derks, Inhaberin von „Brautmoden mit Herz“ in der Langenfelder Innenstadt, hatte diese Probleme nicht. „Eine Werbeagentur hat sich um die gesamte Abwicklung des Programms gekümmert“, freut sich die gelernte Schneiderin. Insgesamt rund 10.000 Euro wurden für die neue Website und den Social-Media-Auftritt des Brautmodengeschäfts im Rahmen des Landesprogramms „Digitalen und stationären Einzelhandel zusammendenken“ gewonnen. Timo Scholl, Geschäftsführer der von Derks beauftragten Agentur markoon GmbH, erklärt sein neues Erfolgsrezept: „Die Einzelhändler sollen das tun, was sie am besten können, nämlich ihre Kunden beraten und ihr Kerngeschäft weiterentwickeln. Wir können sie dabei unterstützen, indem wir klassische Agenturleistungen – wie im Fall von Brautmoden mit Herz – die Erstellung von Websites oder die Implementierung von Terminvereinbarungstools planen und umsetzen. Diese Leistungen bieten wir aus einer Hand mit einer kompletten Abwicklung von Fördermittelanträgen an, so dass ein sehr großer Teil der Aufwendungen über die staatlichen Zuwendungen gedeckt werden können.“ Das Angebot an Agenturleistung und Fördermittelabwicklung aus einer Hand wurde so gut angenommen, dass Scholl diese Leistungen nicht mehr alleine über die markoon GmbH abbilden konnte, sondern eine eigenständige Beratungsgesellschaft hierzu ausgegründet hat. „Auf die Idee, unsere Agenturleistung und Fördermittelberatung aus einer Hand anzubieten, hat uns Matthäus Bialasinski von der Wirtschaftsförderung des Kreises Mettmann gebracht. Als Leiter eines Projektes zur Digitalisierungsunterstützung von kleinen Unternehmen hat er mich angesprochen und mir aktuelle Investitionshilfen vorgestellt.“

Bialasinski berichtet, dass man in einem Pilotprojekt in der Region Düsseldorf – Kreis Mettmann neue Wege im Bereich der Förderung von Digitalisierungsmaßnahmen ausprobieren möchte. „Unsere Erfahrung war, dass in der Vergangenheit viele unserer Angebote, die wir als kommunale Wirtschaftsförderung zum Thema Digitalisierungsförderung gemacht haben, bei der Zielgruppe, insbesondere bei den Kleinunternehmen, nicht angekommen ist. Wir haben gelernt, dass das A und O die direkte und individuelle Ansprache ist. Wir haben aber nicht die Kapazitäten, zu allen Unternehmen individuell Kontakt aufzunehmen und auf aktuelle Fördermöglichkeiten hinzuweisen. Also haben wir gesagt, warum lassen wir das nicht diejenigen machen, die eh in regelmäßigem Kontakt zu den Unternehmen stehen, nämlich unternehmensnahe Dienstleister? Das waren in unserem Fall zum Beispiel Marketingagenturen, IT-Dienstleister, Steuerberater und so weiter. Und diese Dienstleister schulen wir in kurzen Workshops zu den aktuellen Förderaufrufen“, erklärt Bialasinski. Die Dienstleistungsagenturen fungieren damit als Multiplikatoren und deren Kunden können sich wiederum die Leistungen der Agentur fördern lassen. Sie haben also ein Eigeninteresse, das Wissen weiterzugeben. Eine klassische Win-Win-Situation für Agenturen und deren Kunden. Im Zuge des von Bialasinski geleiteten Projektes konnten so allein im letzten Jahr über 300.000 Euro an Fördermitteln eingeworben werden und entsprechend noch höhere Umsätze in der Region generiert werden. „Wir haben natürlich schon daran geglaubt, dass unsere Idee funktionieren kann, aber dass sie derart erfolgreich sein wird, hat selbst uns überrascht“, freut sich der Projektleiter.

Entwickelt wurde die Projektidee wiederum im Rahmen des Regio.NRW-Förderaufrufes des Landes, finanziert aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes NRW. „Wir haben festgestellt, dass die Region Düsseldorf – Kreis Mettmann zwar bei der Digitalisierung der Unternehmen im Landesvergleich führend aufgestellt ist, aber dass je kleiner die Unternehmen werden, desto geringer die allgemeine Digitalisierungsneigung ist. Wir wollten daher die Bedarfe der Kleinst- und Kleinunternehmen gezielt beleuchten und neue Ansätze erproben, um genau diese Gruppe verstärkt zu erreichen“ erklärt Paul Stertz, Geschäftsführer des Regionalmanagements der Landeshauptstadtregion, das gemeinsam mit den Wirtschaftsförderungen des Kreises Mettmann und der Stadt Düsseldorf sowie mit der IHK das Projekt angestoßen hat. „Das Regio.NRW-Projekt erlaubt es, in einem Projektkontext auch einmal ‚out of the box‘ zu denken und unkonventionelle Wege auszuprobieren. Und das ist ein voller Erfolg“, resümiert auch Stertz. Gemeinsam mit Matthäus Bialasinski steht das Regionalmanagement in engem Kontakt zu den anderen Regionen des Landes, damit das Erfolgsmodell auch größere Kreise ziehen kann. Klar, dass sich das Regionalmanagement auch beim neuen Regio.NRW-Aufruf des Landes beteiligen wird, der im Herbst dieses Jahres erwartet wird.

Auch wenn für die Inhaberin von „Brautmoden mit Herz“ Social Media und die Internetseite mit Termintool für die Erstinformation beziehungsweise die Kontaktaufnahme zu den Kundinnen und Kunden sehr wichtige Dienste leisten, bleiben doch der persönliche Kontakt mit den zukünftigen Bräuten und die individuelle Präsentation der Kleider in ihrem Geschäft Kern ihrer erfüllenden Arbeit. „Und geheiratet wird auch in Zukunft immer noch analog“, schmunzelt Derks.

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