Filmtipp der Woche: “Kannawonisein”

Weltspiegelkino Mettmann

Saal 2 © Weltspiegel Kino Mettmann

Mettmann | Ab dem 17.08 im Weltspiegelkino Mettmann zu sehen!

Tickets finden Sie unter folgendem Link: https://kinomettmann.de/programm/film/kannawoniwasein

Finn hat ganz schön Pech. Erst fällt die Paddeltour mit seinem Vater ins Wasser, dann wird er im Zug nach Berlin auch noch beklaut. Obendrein glauben dem Zehnjährigen weder die Schaffnerin noch die anrückende Polizei, dass sein Rucksack mitsamt der Fahrkarte verschwunden ist. Kannawoniwasein! Zum Glück trifft er die abenteuerlustige Jola, die kurzerhand einen klapprigen Traktor kapert. Eine aufregende Reise ans Meer beginnt, auf der eine dreiste Rockerbande, ein echter Wolf und viele weitere faustdicke Abenteuer auf die beiden Ausreißer warten.

Welches Kind hatte nicht schon einmal den Gedanken – möglicherweise nach einem Streit mit den Eltern – seine Siebensachen zu packen und einfach „zu verduften“. Das eigene Verschwinden sollte Mama und Papa bewusst machen, welchen großen Verlust sie erführen, wenn man auf einmal „nicht mehr da wäre“. An dieses altbekannte, aber manchmal gar nicht so ungerechtfertigte Ringen um Aufmerksamkeit, kann ich mich selbst noch gut erinnern. Es endete meist auf dem nahegelegenen Spielplatz.

Finns Problem liegt jedoch tiefer. Seit der Trennung seiner Eltern pendelt er zwischen Berlin und Neustrelitz hin und her. Sich vergessen fühlend, geht es ihm gar nicht zwingend darum, von zuhause abzuhauen, sondern vielmehr darum, eines zu finden.

„Werde ich geliebt, wie ich bin? Bin ich für jemanden wichtig?“ KANNAWONIWASEIN! verhandelt diese zentralen Fragen, deren (oftmals fehlende) Antworten einen bis ins Erwachsenenalter prägen, aus der Perspektive zweier starker Kinderfiguren. Mir war von Anfang an wichtig, diese einfachen, aber dennoch universellen Fragen mit Leichtigkeit anzugehen. Und dass es uns gelungen ist, mit Miran Selcuk, Lotte Engels und einem, wie ich finde, wundervoll speziellen Cast, einen veritablen Abenteuerfilm herzustellen, macht mich sehr glücklich. Dennoch ist KANNAWONIWASEIN! mehr: Mir gefallen vor allem die ruhigen, möglicherweise kinderfilmungewöhnlichen Noten, die ehrlichen Emotionen, denen Finn und Jola auf ihrer Reise begegnen. Wie die beiden in aller Einfachheit und Direktheit über das Leben und ihre Suche nach einem Platz darin philosophieren, mag ich sehr und verdeutlicht, dass Kinder sehr wohl sensibler, schlauer, empathischer und tiefgründiger sind, als wir Erwachsenen manchmal annehmen.

Aus meiner Sicht ist KANNAWONIWASEIN! nicht der Versuch eines Kinderfilms auf Augenhöhe. Für mich hat diese Formulierung immer einen merkwürdigen Beigeschmack, steckt in ihr doch – bildlich gesehen – immer ein Sich-Herunterbeugen oder eine Art gönnerhaftes Anheben von Kindern auf eine „höhere“ Erwachsenen-Ebene. KANNAWONIWASEIN! will die Gefühle und inneren Struggles von Kindern so behandeln, wie sie sind: ernstzunehmend, tief und absolut gleichwertig.

Wann immer ich mir den Film ansehe, habe ich große Hoffnung, dass uns das gelungen sein könnte. Am Ende denke ich oft: KANNAWONIWASEIN! ist nicht „bloß“ ein Kinderfilm für Kinder. Es ist auch ein Kinderfilm für Erwachsene, gibt er am Ende doch auch „den Großen“ einen kleinen Hinweis darauf, wie die Antworten auf die oben gestellten Fragen lauten könnten.

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