FFF Erkrath – Demonstrationszug für Klima, Umwelt und Frieden

von Susann Krüll

Sitzstreik. Foto: Susann Krüll

Rund sechzig Erkrather aller Altersgruppen waren dem Aufruf der Ortsgruppe der jungen Aktivistinnen und Aktivisten gefolgt, sich am globalen Klima-Streik zu beteiligen.

Vom Lokschuppen aus, von zwei Einsatzfahrzeugen der Polizei begleitet, bewegte sich der Zug zunächst über die Hildener Straße bis zur Kreuzung Schimmelbuschstraße. Hier fand mitten auf der Kreuzung ein angemeldeter, von der Polizei genehmigter Sitz-Streik statt. Er brachte den Verkehr gut zehn Minuten zum Erliegen. Wilde Wendemanöver und eine Umfahrung über Hildener und Röntgen-Straße Richtung Bergische Allee waren die Folge. Auch wenn sich die Autofahrer, wie von Enya Sanders, Sprecherin der Ortsgruppe, per Megafon aufgefordert, nicht zum Aussteigen und Mitziehen bewegen ließen, hielten sie sich mit Kopfschütteln, Hupen oder Vogelzeigen als Reaktion auf die Verzögerung beim Weg in den Feierabend sehr zurück.

Auch als der Demonstrationszug den „Trillser Berg“ vorbei an Sechseckschule und Hospiz hinunterzog, fuhren die Fahrzeuge anstandslos zur Seite und ließen die Demonstranten mit ihren Plakaten und Schildern geduldig wartend passieren. So konnten sie die kreativen Sprüche wie „Die Dinos dachten auch, dass die mehr Zeit hätten“ lesen, mit denen auf die Folgen von Erderwärmung und Klimawandel aufmerksam gemacht wurde. Dieses trug die 11-jährige Amy, die mit ihrem Papa und ihrer gleichaltrigen Freundin Mila gekommen war. Diese hatte ihre Plüschtiere, Eisbär und Pinguin, an die Holzstöcke ihres und des Schilds ihrer vier Jahre jüngeren Schwester befestigt. Sie forderten gemeinsam mit ihrem Vater Achim, deren Lebensraum zu schützen und die Klimaerwärmung zu stoppen.

Erst beim Passieren des Europaplatzes musste der Fahrer eines schwarzen Audi A6 seinem Ärger auf die FFF-Demonstration Luft verschaffen. Obwohl in keiner Weise behindert, er auf der Gegenfahrbahn unterwegs war, hielt an der Bushaltestelle an, kurbelte sein Fenster hinunter und ließ die Teilnehmer wissen: „Ihre seid doch alle Kommunisten“. Dagegen zeigten Fußgänger und Anwohner, die durch den Gesang und die skandierten Botschaften wie „Wir sind laut, weil Ihr uns die Zukunft klaut“ auf den Demonstrationszug aufmerksam geworden waren, die ganze Palette von Neugier über Gleichmut bis hin zu „Daumen hoch“, die nicht nur der FFF-Bewegung in Erkrath entgegen schlägt, wenn sie ihren Protest gegen Ressourcen- Ausbeutung und Umwelt-Verschmutzung auf die Straße bringt.

Kundgebung auf dem Hochdahler Markt

Auf dem Hochdahler Markt hatte eine Vorhut der FFF-Ortsgruppe bereits ein Zelt samt Mikrofonanlage aufgebaut. Als erster ergriff der sechzehnjährige Lars Jakob das Mikro, der maßgeblich für die Organisation der Veranstaltung verantwortlich war. Zum ersten Mal und sehr erfolgreich, wie Enya Sanders ihn bei der Vorstellung ausdrücklich lobte: „Du bist über Dich hinausgewachsen.“ Lars, der sich bereits seit drei Jahren in der Ortsgruppe mit ausdrücklicher Zustimmung und Unterstützung seiner Eltern engagiert, bedankte sich bei den Teilnehmenden für ihr Kommen und bei seinen Mitstreitern: Ich danke Euch dafür, dass ich immer fragen konnte und Hilfe von Euch bekommen habe.“ Sehr abgeklärt für sein Alter endete der junge Klima-Aktivist mit den Worten: „Wir sind in Gedanken bei den Menschen, die aus der Ukraine fliehen müssen und bei denen, die nicht fliehen können“.

Wortbeiträge – in Auszügen

Zum Abschluss der Veranstaltung – leider waren bereits viele derjenigen, die vom Lokschuppen bis hinunter zum Hochdahler Markt mitgelaufen waren, gegangen –  gab es die Möglichkeit, am Mikrofon zu sagen, was sie zum Thema bewegte. Enya Sanders eröffnete mit einem selbst geschriebenen Poetry-Slam mit dem für sich sprechenden Titel „Die Zeit läuft ab“.

Norbert Baumgarten, Geschäftsführer des SKFM Erkrath e. V., bedankte sich in seinem Beitrag, dass „ihr uns Alte mobilisiert“ und ins Gedächtnis rufe, wie wichtig es sei, für den Klima- und Umweltschutz einzustehen.
Uli Schimschock, parteiloses Mitglied des Erkrather Stadtrates, fand drastische Worte: „Ich stehe hier für eine Generation, die es verkackt hat.“ Schon Ende der 70er Jahre habe der „Clube of Rome“ das Ende des Wachstums angemahnt. Doch erst als seine Tochter auf der Welt war, habe er in vielen Bereichen versucht nachhaltig mit Ressourcen umzugehen. Er versprach, dass er seine drei verbleibenden Jahre im Stadtrat dazu nutzen werde, für Frieden und Klimaschutz versuchen herauszuholen, was möglich ist. Er schloss mit dem Ausspruch: „Toll, dass es Euch gibt. Macht weiter.“

Danach schlug Margret Bussler, die sich seit Jahren in der Friedensbewegung engagiert, den Bogen zwischen beiden Bewegungen. „Die Themen gehören zusammen. Das Militär weltweit verschlingt Milliarden an Ressourcen.“ Als nächstes ergriff Mehmet, der sich als Mitglied der Partei ‘Die Linke’ vorstellte, das Mikrofon: „Ich bin angetan, dass die Jugend sich engagiert und ihr alten Säcke sie unterstützt.“ Er forderte die Zuhörer auf, “bei uns selbst anzufangen“. Man solle zu Fuß gehen, Fahrrad fahren oder „sich von eurem Partner tragen lassen, aber lasst das Auto stehen.“ Aber auch an die Landespolitik richtete er konkrete Ziele wie aus der Braunkohle auszusteigen, die Binnenschifffahrt emissionsfrei und den ÖPNV kostenfrei zu machen, sowie Güterverkehr auf die Schiene zu bringen. „Wir haben unsere Zukunft nur von unseren Kindern und Jugendlichen geliehen.“
Für diese sprach danach Nils Hergert, Delegierter der FFF-Ortsgruppe Erkrath, und prangerte an: „Millionen Euro, die wir für Gas und Öl an Russland bezahlen, ist Geld, mit dem Putin seinen Angriffskrieg finanziert.“ Der 21-jährige Auszubildende nannte danach erschreckenden Zahlen: „Wir sind schon bei 1,2 Grad von unserem angestrebten Stopp bei 1,5 Grad Erderwärmung angelangt.“ Es sei gerade 30 Gard wärmer in der Arktis als noch vor wenigen Jahrzehnten um diese Zeit. In Deutschland sei der März so trocken wie nie gewesen und gleichzeitig nähmen Startregen-Ereignisse zu. „Das alles nur, weil wir nicht vernünftig auf unseren Planeten aufpassen“, so sein Fazit.

Als Schlussredner las Lenn Sanders die Rede einer Vertreterin der FFF-Bewegung aus der Ukraine vor, in der es unter anderem hieß: „Heute sind wir auch auf der Straße für die Menschen, die nicht mit uns sein können.“

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