Farbe trifft auf Grafit

Steffen Krüll und Heidi Evers gut gelaunt während der Vernissage. Foto: Ria Garcia

Was verbindet einen Architekten und eine Lehrerin im Ruhestand? Kreativität und die Leidenschaft für Kunst. „Interpretation & Illusion“ heißt die gemeinsame Ausstellung von Heidi Evers und Steffen Krüll im KunsTHaus.

Ein bisschen erkennt man die Handschrift des Architekten schon an der Hängung der Bilder. Der Raum lässt sich fast diagonal zwischen Grafitzeichnungen und farbigen Aquarellen und Bildern, die mit Pastellkreide gemalt wurden, teilen. Einige davon sind Kollagen, die man erst erkennt, wenn man ganz nah davor steht. Während Steffen Krüll in der Ausstellung vor allem Bilder mit Grafit in Stippling-Technik (statt gezeichneter Striche werden die Formen und Schattierungen aus vielen kleinen Punkten erzeugt) zeigt, bilden die bunten Werke von Heide Evers den farbigen Kontrast dazu. Wer sich einmal im Raum dreht, entdeckt oberhalb des Eingangs ein Bild, das ein bisschen beides verbindet. Ein Kollage von Heidi Evers, die im Zeichenkurs von Anna Owsiany-Masa zum Thema Zeitungen entstand. Auch Steffen Krüll besucht diesen Kurs seit Herbst 2022. Die Kollage ist ein Mix aus Farbe und Schwarz-Weiß und wirkt wie die Brücke zwischen den Werken von Steffen Krüll und Heidi Evers.

Martin André, ebenfalls Architekt und ein guter Freund von Steffen Krüll, hatte die Rede zur Vernissage übernommen. „Kunst regt zur Interpretation an – sie erlaubt uns, die Welt durch andere Augen zu sehen, neue Perspektiven zu erkunden und eigene Gedanken und Emotionen in den Werken zu entdecken. Kunst schafft ebenso Illusion – sie spielt mit Wahrnehmung, mit Fantasie, und sie lädt uns ein, beim Betrachten eines Werks in andere Welten einzutauchen“, hatte er seine Worte passend zum Ausstellungstitel ausgewählt und ging im weiteren Verlauf auf die beiden Kunstschaffenden ein.

Der Architekt und Künstler

Für Steffen Krüll ist es die erste richtige Ausstellung, während Heidi Evers schon auf zahlreiche Ausstellungen zurückblicken kann. Bei der letzten Erk@Art hatte er sich mit vier Bildern beworben und holte als Newcomer der Publikumspreis. Die Bilder, die ihm diesen Preis einbrachten, sind in der Stippling-Technik, entstanden. In der Ausstellung ist jetzt die ganze Serie zu sehen. Dabei zeigt er, welche Vielfalt von organisch bis grafisch damit entsteht. „Als Architekt hat er schon immer einen scharfen Blick für Formen und Strukturen“, beschrieb Martin André seine Arbeiten. Ihren Anfang nahm die Serie in einem Urlaub, in dem ihn die Bewegungen von Vogelschwärmen faszinierte. Vor allem die von Staren. Festgehalten hat er diese Inspiration mit Grafitstift. Die Technik, mit der Kontraste mit hellen und dunklen Bereichen durch den Verdichtungsgrad der Punkte erreicht wird, hat er dann weiter vertieft.

Bild: Steffen Krüll

In der Ausstellung ist er vor allem gespannt auf das Feedback, dass er erhält. Die Details, die er durch Stippling erzielt, erschließen sich dem Betrachter oft erst, wenn er nah vor den Bildern steht. Ein Blatt voller Wassertropfen, Bäume die im Herstwind letzte Blätter an den Ästen halten, die erwähnten Vogelschwärme oder auch ein Kreis oder ein Würfel, die grafisch die Möglichkeiten des Kontrasts zeigen. „Manchmal frage ich mich wohin das noch führen soll?“, verrät er zu der Serie. Dass Steffen Krüll auch eine sehr farbige Seite hat und auch mit anderen Techniken und Materialien arbeitet, ist in der aktuellen Ausstellung noch nicht zu sehen, wenn auch einige Werke in Kisten zum Durchsehen für Besucher „zum Schnuppern“ bereitstehen. Während er uns noch sagte, dass er gar nicht weiß, ob er sich schon von einem seiner Bilder trennen kann, passierte es. Eine Besucherin hatte das Bild „Breakdancer“ entdeckt und Steffen Krüll musste lernen, dass ein Künstler sich auch trennen können muss.

Die ehemalige Lehrerin und die Faszination für Farbe und Realismus

Bild: Heidi Evers

Heidi Evers hat schon einige Ausstellungen bestritten. Sie ist nicht nur, wie Steffen Krüll, Mitglied im Förderkreis Kunst und Kulturraum Erkrath e. V., sie ist auch Mitglied des H6 – Haus der Hildener Künstler. Kunstinteressiert war sie schon in jungen Jahren, zeichnete, besuchte einen Aquarellkurs und einen Töpferkurs. Fürs Berufsleben wurde es dann aber doch erst einmal ganz bodenständig der Lehrberuf. 40 Jahre lang war sie Grundschullehrerin. Mit der Geburt ihrer Kinder und der Berufstätigkeit war dann lange Zeit kein Raum für künstlerisches Schaffen. Erst viel später widmete sie sich wieder der Kreativität, schloss sich in Düsseldorf einer Künstlergruppe an, die sich einmal in der Woche trifft.

Das hat sie bis heute beibehalten. Mit der Pensionierung vertiefte sie in Malkursen bei Reiner Grunwald und Marianne Harms-Metzger ihre Techniken. „Reiner Grunwald ist mein Lieblingslehrer“, verrät sie. Er lasse viel Individualismus zu und fördere so die künstlerische Entwicklung. Zweimal im Jahr nimmt sie an solchen Malkursen teil, die etwa vier Tage dauern. Aber auch Malreisen mit 10 Tagen in Malente hat sie schon unternommen. Farbenstark und realistisch malt sie in Aquarell und Pastell. Angefangen hatte sie ursprünglich vor allem mit Acrylmalerei. Die Bilder, die nun in der gemeinsamen Ausstellung von ihr zu sehen sind, sind im letzten Jahr entstanden.

Die Ausstellung „Interpretation & Illusion“ ist noch bis zum 29. Juni im KunsTHaus zu sehen. Und weil Steffen Krüll ausgerechnet am letzten Tag der Ausstellung Geburtstag hat, endet sie mit einer Finissage. „Das ist für mich die erste Finissage bei einer Ausstellung“, verrät Heidi Evers lachend und so gibt bei der Ausstellung für beide „ein erstes Mal“.


Wolfgang Sendermann (Mitte) mit Steffen Krüll und Heidi Evers bei der Begrüßung. Foto: RG

2 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen tollen Artikel über unsere Ausstellung. Einige LeserInnen haben darüber den Weg zum KunstHaus gefunden, um, neugierig geworden, unsere Bilder anzuschauen. Interessante Gespräche folgten, verbunden mit der Ankündigung, für weitere BesucherInnen an den kommenden Wochenenden zu werben.

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