Existenzängste sind groß

Foto: Archiv/ Tanja Bamme

Mit der Verordnung zur Schließung zahlreicher Einzelhandelsgeschäfte steigt die Existenzangst an vielen Stellen, auch in Erkrath.

Silvia Scheffel hat ihren kleinen Blumenladen am Hochdahler Markt. Die Unternehmerin beschäftigt Aushilfen und eine Auszubildende. „Große Rücklagen kann ich nicht bilden“, erklärt die Inhaberin, die Unverständnis für die aktuelle Verordnung zeigt. „Auf dem Markt stehen Blumenhändler. Auch der Baumarkt oder das Gartencenter dürfen öffnen. Nur wir kleinen Geschäfte müssen schließen.“ Zunächst gilt die Schließung bis zum 19. April. Wie es danach aussieht, ist ungewiss. „Länger kann ich diesen Zustand auch nicht tragen, dann muss ich die Hände heben“, ist sich Silvia Scheffel sicher. Ihr wird dann besonders das Ostergeschäft fehlen. „Diese Zeit hat mich sonst über die Sommertage getragen, in denen erfahrungsgemäß weniger Kundenfrequenz vorhanden ist.“

Mit ihrer Forderung richtet sich Silvia Scheffel an die Regierung, schnelle und praktische Lösungen zu schaffen. „Was soll ich mit Hilfskrediten, die ich am Ende wieder zurückzahlen muss. Das bringt mir nichts“, ärgert sich die Unternehmerin. Ihren Kunden bietet sie auch weiterhin ihren Service an. „Wir liefern aus und sind telefonisch erreichbar. Die Ware kann auch an unserem Geschäft abgeholt werden.“ (Kontaktdaten unten im Infokasten).

Die Solidarität ist groß

Sara Willwerth von der Buchhandlung Weber bietet ebenfalls einen Abholservice an. Dabei arbeitet sie sowohl mit den Rewe Stockkhausen- Filialen in Unterfeldhaus und Alt Erkrath, als auch mit dem Feinkostgeschäft Ali Baba am Hochdahler Markt zusammen. „Kunden können bei uns bestellen und die Bücher dort inklusive der Rechnung abholen“, erklärt die Unternehmerin. Ihr Dank richtet sich an die Unterstützer dieser zentralen Abholstellen, ohne deren Hilfe der weitere Vertreib nicht möglich wäre. „In diesen schweren Zeiten ist es schön zu sehen, dass wir alle solidarisch enger zusammenrücken.“

Um ihren Laden samt Personal- und Mietkosten fortführen zu können, benötigt Sara Willwerth monatlich 15.000 Euro. „Darin sind Kosten für Buchbestellungen noch nicht enthalten“, verrät sie. Die aktuelle Lage, in der besonders die Laufkundschaft fehlt, kann auch die Traditionsbuchhändlerin nicht auf unbestimmte Zeit fortführen. „Wir haben gerade das Weihnachtsgeschäft hinter uns und wollten eigentlich in eine neue Klimaanlage investieren. Zwei Monate werden wir diesen Zustand aushalten können, länger aber auch nicht.“ Auf der Internetseite der Buchhandlung (www.buchhandlung-weber.de) können Kunden nicht nur die Kontaktdaten des Hochdahler Buchladens erfahren, sondern auch immer wieder Blog-Einträge der Inhaberin lesen. In ihrem letzten „Brief“ verwies sie bereits auf eine Schließung, bevor die Anordnung offiziell wurde. „Darauf habe ich positive Resonanz bekommen. Aber auch ansonsten kann ich den Dank nur an unsere Kunden richten, die uns auch weiterhin unterstützen.”

Für Cem Caliskan, der als Mobilfunkanbieter an der Bahnstraße in Alt Erkrath zu finden ist, wird das Schreckensszenario auch nach der offiziellen Sperrfrist nicht enden. „Wenn Kunden derzeit eine schnellere Internetverbindung oder einen neuen Vertrag brauchen, richten sie sich an das Internetangebot. Es gehen mir demnach auch auf lange Sicht Kunden verloren“, ist sich der Unternehmer sicher. Gerade in der aktuellen Situation, in der zahlreiche Menschen in ein Homeoffice wechseln, könnte Cem Caliskan beratend und unterstützend tätig sein. „Ich bin ein Dienstleistungsunternehmen und sollte öffnen können“, beschwert sich der Erkrather, der sich fragt, warum Friseure geöffnet haben dürfen. „Da erschließt sich mir der Sinn nicht.“

Über Hilfskredite kann der Unternehmer ebenfalls nur lachen. „Was soll ich damit? Auch diese Gelder muss ich irgendwann zurückzahlen.“ Schnelle, unbürokratische Lösungen müssen laut Cem Caliskan geschaffen werden, der ebenfalls weiterhin für seine Kunden ansprechbar bleiben möchte. „Ich berate natürlich weiterhin. Auch die Techniker arbeiten weiter und können Anschlüsse umsetzen.“ (Kontaktdaten ebenfalls im Infokasten).

Die Stadt reagiert bereits durch passende Links auf der eigenen Homepage. Die Verlinkungen sollen die ersten Fragen beantworten. Ebenso wurde dieselbe Übersichtsliste an die Werbegemeinschaften zur Verteilung weitergeleitet. Der dynamische Prozess stellt aber auch die Verwaltung vor Herausforderungen.

„Es ist zunächst unser Hauptanliegen, die Gesundheit der Menschen zu sichern und unser Gesundheitssystem zu schützen“, erklärt Kämmerer Thorsten Schmitz. Die Sorgen der Unternehmer wird verwaltungsintern trotzdem ernst genommen. „Wir werden alles in unserer Macht stehende in die Wege leiten, um den Unternehmern zu helfen“, versichert Schmitz. Auf finanzielle Angebote kann zwar kommunal nicht zurückgegriffen werden, dafür empfiehlt der Kämmerer, Bund und Land Zeit einzuräumen. „Hilfspakete wurden schon zugesichert. Jetzt müssen passende Richtlinien geschaffen werden.“ Thorsten Schmitzt setzt zudem auf die Solidarität der Bürgerschaft. „Vielleicht sollten Mieter zunächst bei Vermietern anfragen, ob kurzweilig geringere Ladenmieten realisierbar sind.“ Auch besteht die Möglichkeit, Stundungen von Gewerbesteuern zu beantragen.

Info:

  • Kontakt Blumenfreund: Telefonisch unter 015234051197 oder per Mail unter silvia-scheffel@gmx.de
  • Kontakt Erkratel: info@erkratel.de oder über den Facebook Messenger.

Wissenswertes: Die Landesregierung sichert der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen einen Rettungsschirm in Höhe von 25 Milliarden Euro zu. Das wurde gestern anlässlich des Wirtschaftsgipfels entschieden. Wie die einzelnen Hilfspakete unterteilt sind und wer davon profitiert, lässt sich hier nachlesen. Auch die Stadt Erkrath hat passende Links auf ihrer Homepage verankert.

1 Kommentar

  1. Ich hoffe das Bund und Land die Versprechungen schnell in die Tat umsetzen damit es Euch und allen anderen Einzelhändler weiter gibt.

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