Mitten im Klimawandel sind ausgerechnet die Grünen klarer Verlierer der Europawahl. Die AfD gehört, trotz zahlreicher Skandale auf Bundesebene, auch im Kreis Mettmann und in Erkrath zu den Gewinnern dieser Wahl.
„Puh, das müssen wir erst verdauen. Es gibt noch viel zu tun“, schreibt das Erkrather Aktionsbündnis für Demokratie heute morgen auf Facebook. Getan hat das überparteiliche Bündnis vor der Europawahl so einiges, um für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus zu werben. Dennoch konnte die AfD weitere Stimmen gewinnen und hat im Kreis und auch in Erkrath ein zweistelliges Ergebnis eingefahren.
Aus dem Stand konnte auch das Bündnis Sarah Wagenknecht ordentlich Stimmen fangen. BSW kam im Kreis auf 4,61 Prozent, in Erkrath sogar auf 5,3 Prozent. Die CDU bleibt im Kreis und auch in Erkrath bei der Europawahl stärkste Kraft, konnte sogar noch Stimmen hinzugewinnen. Massiv Stimmen verloren haben die Grünen, gefolgt von Linken und SPD, die ebenfalls Stimmen verloren haben.
Wahlergebnisse im Kreis Mettmann und in Erkrath – Vergleich 2019
Ergebnisse in den kreisangehörigen Städten
In den Tabellen haben wir alle Parteien berücksichtigt, die in den Städten mindestens 1 Prozent erzielt haben. DAVA ist eine erst in diesem Jahr gegründete Partei, die Erdogan nah steht. In zwei kreisangehörigen Städten hat über 1 Prozent erreicht.
Das jeweils beste und schlechteste Ergebnis der einzelnen Parteien in den Städten:
Viele Jungwähler haben AfD gewählt
Schon gestern nach vorliegen der vorläufigen Wahlergebnisse wurde in Facebook diskutiert. „Es wäre wirklich überfällig, wenn sich alle demokratischen Parteien darauf verständigen könnten, dass wir die großen Probleme dieser Zeit nur zusammen lösen können und niemand, wirklich niemand, das alleine hinbekommen wird.“ oder „Mich erschreckt nur die hohe Zahl der jungen AfD Wähler.“
Eine Mehrheit, 28 Prozent (Tagesschau.de), der jungen Wähler zwischen 16 und 24 Jahre haben „Andere“ gewählt, ihre Stimme also eher kleineren Parteien gegeben. Direkt dahinter liegen CDU/CSU mit 17 Prozent und dann – und das war hier gemeint – die AfD mit 16 Prozent.
Wie erreicht die AfD Jungwähler?
Zu einem großen Teil dürfte es daran liegen, dass die AfD im Wahlkampf TikTok für sich entdeckt hat und überhaupt auf Social Media Kanälen wesentlich präsenter ist, als die anderen Parteien. Das war einem Artikel von Data Journalist Matthias Janson Ende Februar auf Statista.de zu entnehmen. Über die TikTok-Offensive des Spitzenkandidats der AfD zur Europawahl berichtete Dominik Lenze auf zeit.de. Erik Ahrens sei der „Kopf unter anderem hinter Maximilian Krahs TikTok-Offensive“. Weiter heißt es im Artikel: „Krahs Social-Media-Strategie ist sorgsam orchestriert – mit der Hilfe eines rechtsextremen Aktivisten, der krude Vorstellungen über Genetik und Vererbung verbreitet.“ Seit heute Abend ist klar, dass Krah nicht zur Europa Delegation der AfD gehören wird (Bericht auf ZDF.de), seine „Jugendarbeit“ will er aber offensichtlich fortsetzen.
Wer wählte wen?
Auf den interaktiven Grafiken „Wer wählte wen?“ auf Tagesschau.de lässt sich noch einiges mehr dazu ablesen, wer zu den AfD Wählern zählt. So wählen etwa deutlich mehr Männer die AfD, als Frauen. Je höher der Bildungsstand der Wähler, desto geringer die Zahl der AfD Wähler. Und dann gibt es noch einen signifikanten Unterschied im Wahlverhalten, je nach dem, wie die finanzielle Situation der Wähler ist. Wähler, die sich in einer schlechten finanziellen Situation befinden, wählen zu 32 Prozent die AfD.
In Erkrath lässt sich feststellen, dass die AfD es bei Briefwählern nicht geschafft hat zweistellige Prozente zu erreichen. In den einzelnen Wahlbezirken gab es starke Abweichungen. Je niedriger die Wahlbeteiligung war, desto höhere Prozente erreichte die AfD. Die meisten Prozente erziehlt die AfD Am Stadtweiher. Dort kam sie auf 23,19 Prozent. Am schlechtesten schnitt sie (ausgenommen bei Briefwählern) mit 10,41 Prozent in Trills West ab.
Bei der CDU ist es genau umgekehrt. Die höchsten Ergebnisse erzielte sie bei den Briefwählern. Die meisten Prozente vor Ort gab es mit 34,58 Prozent in Unterfeldhaus Ost. Das schlechteste Ergebnis (19,68 Prozent) erzielte sie in Alt-Hochdahl. Auch die SPD erzielte ihr bestes Ergebnis in einem Briefwahlbezirk (22,97 Prozent). In Alt-Erkrath-Süd-West holte sie ihr bestes ‚vor Ort‘ Ergebnis (20,66 Prozent). Die wenigsten Stimmen (12,10 Prozent) gab es für die SPD in Trills West. Für die Grünen gab es die meisten Stimmen (20,32 Prozent) in Alt-Hochdahl, die wenigsten mit 5,69 Prozent Am Stadtweiher. Der Anteil ‚Sonstige‘ ist in den auf wahlen.regioit.de abrufbaren Tabellen recht hoch, da sich darin alle Parteien außer CDU, SPD, Grüne und AfD verbergen.
In einer Pressemitteilung meldete sich heute der Ortsverband der FDP zu Wort. Die Partei freut sich über einen Stimmenzuwachs von 1,3 Prozent und erreichte 9,1 Prozent in Erkrath. „Der FDP-Stadtverband freut sich über diesen Erfolg und zeigt sich optimistisch, insbesondere mit Blick auf die Kommunalwahlen 2025.
Wir bedanken uns bei allen Erkrathern, die den Freien Demokraten bei dieser Wahl ihr Vertrauen geschenkt haben“, kommentiert Ralf Lenger, Vorsitzender der FDP Erkrath. „Sorgen bereitet uns, dass mit AfD und BSW auch Parteien gestärkt wurden, die neben Frust nichts anzubieten haben, am allerwenigsten Lösungen.“ Leonard Kern-Wagner, Ratsmitglied der FDP erinnert daran, dass die Erkrather bis September 2025 insgesamt noch dreimal zur Wahl aufgerufen sind: Beim Bürgerentscheid zum Gewerbegebiet Neanderhöhe, bei der Bundestags- und den Kommunalwahlen.
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