ERK@ART 2022 – And the winners are…

von Susann Krüll

Den Publikumspreis erhielt Ingrid Kukulies. © SK

… Anna Owsiany-Masa, die mit ihren Werken ‘Mal anders I & II’ in einer Acryl-Mischtechnik auf Papier die Jury überzeugte, und Ingried Kukulies. Sie gewann den Publikumspreis für ihren Bronze-Guss ‘Liegendes Paar’ sowie die ‘Denkerin’ aus Speckstein.

Insgesamt 19 Künstlerinnen und Künstler hatte die Fach-Jury aus allen Einreichungen ausgewählt, zum Teil mit mehr als einem Werk. Von Freitag, 11. November, bis Montag, 13.November, waren Werke aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Installation, Zeichnung sowie Fotografie im Lokschuppen Hochdahl zu bewundern.

Gut besuchte Vernissage am Freitagabend

Zahlreiche Gäste waren zur Ausstellungseröffnung erschienen und genossen den Rundgang durch die 28. Ausstellung derjenigen Kunstschaffenden und ihrer Werke, die aus insgesamt 200 eingereichten Werken, juriert worden waren. Begrüßt wurden die Vernissage-Besucher von Petra Segger, der Vertreterin der Ausstellenden. Sie forderte die Besucher auf: „Treten Sie in den Dialog mit Ihrem inneren Beobachter und uns Künstlerinnen und Künstlern.“ Ihr Dank galt der dreiköpfigen Jury sowie den Sponsoren der ERK@ART: Hausherr Gottfried Bander, der Stiftung der Kreissparkasse Düsseldorf, vertreten durch dessen Vorsitzenden Prof. Dr. Svend Reuse, sowie dem Förderverein Neanderland Kultur e. V. (FöNeK). Auch dessen Vorsitzender Dr. Helmut Stein war unter den Gästen. Ebenso waren Landrat Thomas Hendele, der – wie die stellvertretende Bürgermeisterin Regina Wedding bei der Eröffnung erwähnte – 30 Jahre zuvor die erste LOKart, wie sie damals noch hieß, ins Leben rief und Ulrich Schwab-Bachmann bei der Vernissage. Beide Herren eint, dass sie im Laufe ihrer Karrieren jeweils den Geschäftsbereich Jugend, Soziales und Bildung der Stadt Erkrath leiteten.

Vom Stadtrat waren u. a. Detlef Ehlert (SPD), Helmut Rohden und Ekkehard Stotz, beide CDU, Reinhard Herder von Die Linke sowie Peter Knitsch und das Ehepaar Kuchenbecker von Bündnis 90/Die Grünen erschienen. Andreas Kuchenbecker hielt als Vorsitzendem des Ausschusses für Sport und Kultur die Laudatio auf die Gewinnerin des Publikumspreises, Ingried Kukulies. Sie hatte die meisten Stimmen der Vernissage-Besuchenden auf sich vereinen können, wenn es laut Helmut Messering, Abteilungsleiter Kultur und Sport, auch ein knappes Rennen unter mehreren Ausstellenden war.

Juroren und Preisträgerinnen

Die Preisträgerin des Jury-Preises, Anna Owsiany-Masa, konnte ihre Urkunde sowie ihren Preis, eine Ausstellung in der Schalterhalle der Kreissparkassen-Filiale an der Bahnstraße, leider nicht persönlich entgegennehmen. Sie musste mit Verdacht, sich bei ihrem Mann mit Corona infiziert zu haben, der Veranstaltung fernbleiben. Lydia Winnik vom Kulturamt der Stadt Erkrath versprach die Urkunde, die sie im Namen der Künstlerin entgegennahm, der Preisträgerin zeitnah zukommen zu lassen. Sicher hätte Anna Owsiany-Masa gern die Laudatio, die Monika Kißling, Vorsitzende des Kunsthaus‘ Mettmann, und eine der drei Juroren, auf sie hielt, lieber gehört als im Nachhinein gelesen hätte. Sie war voller Anerkennung für die Künstlerin, die die Jury der diesjährige ERK@ART überzeugte, zu der außerdem Dirk Balke, freischaffender Künstler und Galerist aus Solingen, gehörte.

Hier ein Auszug aus der Laudatio:
„(..) Die sensiblen, ausdrucksstarken Zeichnungen von Anna Owsiany-Masa fielen in dieser großen Halle (gemeint ist die Stadthalle Erkrath, in der die Jurierung stattfand, Anm. der Redaktion) sofort ins Auge. Fast ein wenig erstaunlich, denn ihre Anziehungskraft beruht nicht auf den lauten Tönen, nicht auf einer starken Farbigkeit oder einen spektakulären Thematik. Die Thematik der Maskenbilder ist zwar aktuell und auffallend, aber eben nicht spektakulär dargestellt. Dazu passt die zurückgenommene Farbwahl von hellen Grau- und Ockertönen. Die Arbeiten von Anna Owsiany-Masa sind sehr häufig geprägt von einer feinen Distanz; es entsteht eine Intensität der Stille, und diese Intensität ergreift den Betrachter umso nachdrücklicher. (…)“

Andreas Kuchenbecker betonte in seiner Laudatio auf die Gewinnerin des Publikumspreises, Ingrid Kukulies, dass die Ausstellung „eine Konstante auch in Zeiten von Corona“ geblieben sei. Er hob die Bedeutung der Kultur für das gesellschaftliche Miteinander in der Stadt Erkrath hervor und mahnte, den Rotstift, der z. Zt. im Zuge der Haushaltsoptimierung die Ausschüsse und den Rates der Stadt umtreibt – im Bereich Kunst nicht zu sehr anzusetzen und „nicht alles unter den Stichworten Kür oder Luxus anzusetzen“. Als Andreas Kuchenbecker schließlich das Geheimnis lüftete, für wen sich das Publikum entschieden hatte, sah man Ingrid Kukulies die Freude, aber auch die Überraschung direkt an. Man hatte das Gefühl, dass nur die Krücken, sie laboriert mit einer Knieverletzung, daran hinderte, vor Freude vielleicht sogar einen Luftsprung zu machen. Sie strahlte und ließ es sich nicht nehmen, dem Publikum „einfach Danke zu sagen“ und zu bekräftigen, dass in jedem ihrer Werke „Liebe drinsteckt“. Sie berichtete im Verlauf des Abends mehrfach den Interessenten und Gratulanten, wie ihre Figuren aus Bronzeguss, „Liegendes Paar“, entstanden war: „Ich habe von beiden zunächst Gipsmodelle hergestellt. Diese Formen habe ich in einer Kunstgießerei in Köln von den Fachleuten gießen lassen. Ich war beim Guss dabei und dass war sehr spannend, den fertigen Guss zu sehen und auch beim Patinieren danach dabei zu sein“.

Schulklassen zu Besuch

Leider hatten sich laut Auskunft von Ute Ackermann, Mitarbeiterin der Abteilung Kultur & Freizeit, nur drei Schulklassen angemeldet, um die Ausstellung am Montag anzusehen und das Quiz zu lösen, das sich die Damen des Fachbereichs Schule-Kultur-Sport“ ausgedacht hatten. Ackermann war extra am Sonntagabend gekommen, um die Nummern unter die Exponate auf die Stellwände zu pinnen, auf die sich die Fragen bezogen. „Dann habe einfach ein besseres Gefühl und kann ruhig schlafen, bevor ich am Montag in Zeitnot gerate“, berichtete sie und vertiefte sich anschließend ins Gespräch mit Ulrike Korsten. Sie hatte gemeinsam mit Dirk Krüll die letzte Schicht am Sonntag übernommen hatte. Traditionell sind am Samstag und Sonntag zu den Öffnungszeiten immer zwei der Künstlerinnen, bzw. Künstler anwesend, deren Werke ausgewählt wurden. Ulrike Korsten verriet unserer Redaktion, dass ihre Serie von Hortensien in verschiedenen Phasen des Verfalls nun mit den drei jurierten abgeschlossen sei. „Ich lasse mich überraschen, was mich als nächstes inspiriert“, so Korsten. Sie erzählte, dass es erstmals passiert sei, dass eine der Hortensien aus ihrem Garten, die schon verwelkt schien, noch einmal ausgetrieben habe. So erklären sich die drei grünen Blättchen auf einem der Blätter. Ein ungewohnter Farbkleks, kennt man die anderen 19 Blätter der Serie, die in gedeckten Farben den Verfall ungeheuer realistisch einfangen. Vielleicht auch dies ein Zeichen, dass etwas Neues angesagt ist.

Mit Neuem überraschte auch Künstlerin Hyacinta Hovestadt. „Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich auch wieder kindisch werden darf“, lachte sie und brachte die drei Objekte mit dem Namen ‘Komma schaukeln’ eben dazu. „Die Geräusche gehören eigentlich zur Installation dazu. Aber jetzt ist es etwas laut bei den vielen Menschen, die sich unterhalten.“ Und als wir von der Redaktion am Sonntagnachmittag noch einmal da waren, außer uns nur noch drei andere Besuchende, probierten wir es und ließen alle drei schaukeln. Jetzt wissen wir, was die Künstlerin meinte…

Auch die drei, kleinformatigen Zeichnungen von Irina Motovilova, vor denen am Freitagabend auch immer andere Besucher standen, konnten wir noch einmal genauer betrachten und ihre minimalistischen Landschaften mit mal einem, mal mehreren Bäumen auf uns wirken und den Blick in die ungeheure Tiefe ziehen.

Außerdem gönnten wir uns diesmal einen ausführlichen Blick auf die Jury-prämierten Zeichnungen von Anna Owsiany-Masa. Wir ließen uns gefangen nehmen von ihren leisen Tönen. Das obere zeigt zwei Gesichter, deren unteren Teil eine FFP-2 Maske verdeckt. Dem zärtlichen Ausdruck, der sich dem Betrachter aufdrängt, entsteht durch die Neigung des Frauenkopfs in Richtung Männerkopf, mit minimalistischen Strichen und Farbigkeit. Das zweite Werk ist aus neun kleinen Mosaiken zusammengesetzt. Zentral ist auf allen die Maske, selbst auf dem in der oberen Reihe, auf dem Owsiany-Masa einen Zeitungsausschnitt übermalt hat, der Joseph Beuys zeigt. Seine Maske ist als einzige schwarz. Zwei andere bilden Details von Köpfen ab: die Haare eines Mannes und einer Frau. Sie hat eine Brille in die Haare geschoben – und erinnert damit irgendwie an die Künstlerin. Anna Owsiany-Masa’s Brille findet man auch oft oben auf ihrem Haupt sitzen. Aber das ist natürlich nur eine Vermutung.

Die jurierten Teilnehmende der diesjährigen ERK@ART:

  • Roswitha Bohmann, „ddlkntn“, Strickarbeit aus Polyamid
  • Dagmar Branca, „Haute Couture“, Acryl auf Leinwand
  • Gerd Clemens, „Die Robe“, Blech, geschweißt
  • Mathias-Michael Finke, „Prometheus“ und „Essenz“, Acryls auf Karton, Airbrush
  • Irmgard Hamacher, „Die letzten Gedanken des Tages 1 und 2“, Gouache, Kreide auf Papier, „Der Stille lauschen im Nichtstun 1 und 2“, Fineliner auf Papier, „Metamorphose“, Mischtechnik auf Leinwand, „Das vergessene Paradies“, Mischtechnik auf Leinwand
  • Hyacinta Hovestadt, „Komma Schaukeln“, Holzrolladen-Leisten sowie „Klappern, piano-piano“, beide Objekte aus Gebrauchtholz/Tischlerplatten, „Der Untergang“ Fotografie, Plakatdruck auf Hartfaser/Holzleisten
  • Ulrike Korsten, „Alles geht vorbei XII/XIV/XV, Zeichnung, Farb- und Pastellstift auf Blütenpapier
  • Dirk Krüll, „Plastic Army – Invasion 1 Ocean Bag” und “Plastic Army – Transformation 2 Clearing Rabbit”, Foto-Installationen, Alu-Dibond-Direktdruck
  • Ingrid Kukulies, „Liegendes Paar“, Bronze Guss, und „Denkerin“, Speckstein
  • Elmar Lieb, „Neanderwild-Mosaik 2“, Fotografie – Mosaikbild
  • Herbert Marschlich, „Etienne 1“, Mischtechnik
  • Jan Masa, „Room in red I-IV”, alle: Fotografie auf Alu-Dibond
  • Sabine Minkwitz, “Aloe”, Farbstift auf Papier
  • Irina Motovilova, „Ich gehe nach Stille I, II, III“, alle: Tinte, Aquarell, Stift
  • Mary Niemeyer, „FERMÉ – GESCHLOSSEN“, „UNITÈ – EINHEIT“, „MIS AU REBUT – AUSRANGIET“, alle: Glas auf Glas/Foto
  • Anna Owsiany-Masa, „Mal anders I & II”, Acryl, Mischtechnik, Papier
  • Martin Andreas- Feinstpapier Schumacher, “WAVES WHITE COLORS Vertical 1, Papierarbeit, Roemerturm, Bristolkarton
  • Petra Segger, “Triptychon – Am Ende des Eiszeittunnels“, alle: Fine Art Print auf Hahnemühle German Echting
  • Jan Tomaschoff, „Meinungsfreiheit“, Acryl“, und „Diplomatie“, Aquarell

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