Ergebnispräsentation Neanderhöhe

von Tobias Schürmann

Neanderhöhe März 2021. Foto: RG

Die archäologische Untersuchung der Neanderhöhe ist bis auf weiteres abgeschlossen

Dass archäologische Funde auf der Neanderhöhe die Bebauung derselben noch verhindern könnten, daran glaubten selbst die vehementesten Gegner nicht mehr. Die politischen Mehrheiten sind so, wie sie sind, die Vermarktung der Flächen hat begonnen und das Bauinformationsschild steht längst. Dennoch wurden die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen noch einmal im Ausschuss für Umwelt und Planung dargestellt, sozusagen als Abschlussbericht. Wie bereits bekannt, befinden sich im Boden der Neanderhöhe Reste einer Siedlung aus der jüngeren Eisenzeit (370 bis 150 vor Christus). Solche Keramikscherben und Erdlöcher kommen allerdings überall im Rheinland vor und weisen nicht darauf hin, dass „die Geschichte Hochdahls neu geschrieben“ werden müsse.

Nachdem sich der Rat auf eine archäologische Untersuchung geeinigt hatte, wurde im Herbst 2020 eine sogenannte Prospektion durchgeführt. Dies ist eine Voruntersuchung, bei der die oberen Bodenschichten rastermäßig und stichprobenartig angegraben werden. Da bei der Prospektion Zufallsfunde wie besagte Keramikscherben festgestellt wurden, ordnete das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege weitere archäologische Maßnahmen an. So sollten im Bereich der zukünftigen Erschließungsstraße und im südlichen Teil des inneren Verkaufsbereichs tiefere Grabungen und Sondagen erfolgen, um einen Teil der Artefakte zu bergen und zu dokumentieren. Würden Funde in den Randbereichen der Fundstelle festgestellt, würden Grabungsarbeiten über den festgelegten Bereich hinaus erforderlich. Ein etwa 15 Meter breiter fundfreier Streifen gilt üblicherweise als ein Kriterium für den Abschluss der Grabungsarbeiten.

Die Archäologen zu den Funden

„Die Entscheidung für Ausgrabungen ist ein Kompromiss, denn es bedeutet die kontrollierte und dokumentierte Zerstörung des Fundes“, erläutert Martha Aeissen von der Firma Archaeonet. Mit einem Bagger sei ein Bodenquerschnitt freigelegt worden, um die Tiefe der Funde zu ermitteln und nach Unregelmäßigkeiten in den Erdschichten zu suchen. Dabei konnten 69 Gruben und 98 Pfostengruben der Siedlung zugewiesen werden. Pfostengruben waren Löcher, in die Holzbalken entweder als Eckpfosten für Gebäudewände oder als Ständer für Pfahlhäuser getrieben wurden. Anhand der Verteilung der Pfostengruben konnten Grundrisse von elf Gebäuden rekonstruiert werden. „Die ungleiche Verteilung ist typisch für diese Zeit“, erklärt Martha Aeissen. Die meist sehr kleinen schuppenartigen Gebäude bestanden aus Flechtwerk zwischen den Pfosten, das mit Lehm gefüllt wurde. Rekonstruktionen lassen sich in der Gemeinde Titz im Kreis Düren bewundern.

Die anderen Gruben waren von sehr unterschiedlicher Größe. Wozu welche genau gedient haben, weiß die Archäologie heute nicht. „Wir können nur sagen, dass sie zum Ende ihrer Nutzungsdauer einfach als Mülleimer benutzt wurden“, so Aeissen. Das aus den Gruben stammende Fundmaterial umfasst vier Spinnwirtel, Keramikscherben von grobkeramischen Vorratsgefäßen, Schalen und Töpfen sowie wenige Eisenobjekte und die verziegelten Reste der Wandverkleidung der Gebäude. Peter Knitsch (Grüne) ordnete den archäologischen Befund anders ein als die meisten: „Der Vortrag macht noch einmal deutlich, dass die Zerstörung der Neanderhöhe nicht nur unter Klimaschutzaspekten falsch, sondern auch geschichtsvergessen ist.“ Helmut Rohden (CDU) fasste dagegen zusammen: „Es ist also nichts einzigartiges, nichts, was mit dem Neandertaler zu tun hat, und vieles kann man nur anhand von Bodenverfärbungen erkennen.“ Peter Knitsch hielt die Äußerungen von CDU und BmU, die vorgeschlagen hatten, die Fundstücke auszustellen, für heuchlerisch: „Leute, wenn ihr um jeden Preis bauen wollt, dann sagt das doch auch und tut nicht so, als ob ihr irgendein Interesse an der Geschichte hättet!“

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