
Mit ‚Dinge, die ich sicher weiß‚ gab es am vergangenen Mittwoch in der Stadthalle ein anspruchsvolles Schauspiel, das ein Spiegelbild vieler Familien zeichnete.
Mit nur ca. 260 Zuschauern war das Stück, das eine emotionale Reise durch ein Jahr im Leben der sechsköpfigen Familie Price bot, nur mäßig gut besucht. Es scheint, als wenn die Erkrather seichte Komödien mit Lachsalven vorziehen, um dem oft grauen Alltag zu entfliehen.
Es war ein bewegendes Schauspiel
In Kurzform eine Glucke und rechthaberische, dominante Mutter, die Anweisungen gab und alles bestimmte. Ein immer besorgter Vater – Mach dies, mach jenes. Fahr Landstraße und nicht die Autobahn, die ist mit den LKW’s viel zu gefährlich. Und vier Kinder, zwei Jungs und zwei Mädchen, die es bis zu einem gewissen Zeitpunkt immer gelernt haben den Wünschen, oder eher den Befehlen Ihrer Eltern, in diesem Fall der Mutter nachzukommen.
Das Schauspiel fängt mit der Heimkehr der jüngsten Tochter nach einem einjährigen Auslandsaufenthalt in Europa an. Wieder zurück zu Hause, im Haushalt der Eltern stellt sie nach kurzer Zeit fest, dass sie wieder ausziehen will und sie es zum Studium in eine andere Stadt zieht, was bei der Mutter auf Unverständnis und beim Vater auf Besorgnis stößt. Seine Tochter in der Fremde!! Die älteste Tochter zieht es zu einem anderen Job nach Übersee. Letztendlich ist sie ihres Ehemanns und leider auch der Kinder überdrüssig und auch auf der Suche nach einer Beziehung, die sie erfüllt. Der jüngste Sohn der Familie hat sich entschlossen eine Frau zu werden und der älteste Sohn wurde kriminell und bedurfte der Hilfe der Familie. Mutter half aus und der geplante längere Urlaub mit Ehemann fiel aus.
Als die Eltern, von den Kindern verlassen, allein zu Hause waren, herrschte eine zu fühlende Einsamkeit und Motivationslosigkeit der Eltern. Und dann kam das tragische Ende: Auf der Heimfahrt von der Arbeit erwischt die Mutter ein Sekundenschlaf, der Wagen überschlug sich und kam von der Fahrbahn ab. Ein komprimierter und bedrückender Einblick in eine Familie, der scheinbar Glück und Freude versagt bleibt. Dem Autor dieses Artikels fehlte hier ein wenig das Happy End, das bei der Laborantin (ebenfalls ’schwerere Kost‘) zumindest zum Ende hin tröstlich wirkte.
Dafür erlebte das Publikum exzellente Schauspieler die in ihren Rollen überzeugten. Das war allerdings bei diesem Publikum sehr schwer. Szenenapplaus fand sehr selten statt. Zwei ältere Damen interessierten sich offensichtlich so wenig für das Stück, dass sie sich pausenlos unterhielten. Ähnliches war auch bei der Laborantin der Fall. Vielleicht sollten Zuschauer im Vorfeld lesen worum es geht und dann eventuell zu Hause bleiben, damit andere dem Stück die Aufmerksamkeit widmen können, die es verdient. Die Schauspieler hätten einen größeren Applaus verdient.
Auch wenn nicht jedes Genre das Publikum gleichermaßen anspricht, das Kulturamt schafft ein breites Angebot, aus dem jeder wählen kann. Bei ca. 46.000 Einwohnern in Erkrath, sollte es eigentlich möglich sein, dass unabhängig davon, ob Komödie, Schauspiel, Drama oder Kabarett gezeigt werden, die Stadthalle zu füllen. Erkrath verfügt im Kreis Mettmann immer noch über ein großes Kulturangebot und es wäre schade, wenn das nicht erhalten bliebe. Kultur jeder Art streichelt die Seele.
Am Donnerstag, den 20.02.25 erwarten die Zuschauer den Kabarettisten Jochen Malmsheimer mit seinem neuen Programm „Statt wesentlich die Welt bewegt, hab‘ ich wohl nur das Meer gepflügt“. Die Abteilung Kultur der Stadt verschickt die Karten auch kostenfrei nach Hause. Telefon 0211 240740 09.
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