Der ‘Neue’ im Franziskus Hospiz

von Susann Krüll

Im Hospiz übergibt Gerd Michalek den 'Staffelstab' für die Öffentlichkeitsarbeit an Jost Wagner. Foto: Susann Krüll

Gerd Michalek übergibt den Staffelstab an Jost Wagner als Sprecher des Franziskus Hospiz  

Nach knapp sieben Jahren als der Mann für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wird Gerd Michalek sich ins Privatleben zurückziehen – schweren Herzens. Denn eine „Herzensangelegenheit“ war ihm die Arbeit mit und für die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter des Hospizes. Jost Wagner tritt ab April seine Nachfolge an. Seit Anfang März arbeitet ihn sein – bald – Vorgänger ein.

Durchgesetzt gegen 30 Bewerbern

Sie haben sich nicht abgesprochen bezüglich ihres Outfits, beteuern „der Neue und der Alte“ übereinstimmend und glaubhaft beim Pressetermin Anfang der Woche im Hospiz. Doch nicht nur kleidungstechnisch verstehen sich die beiden PR-Profis, beide brennen auch für ihren, im Moment noch gemeinsamen Arbeitgeber. „Ich habe nur einen Tag gebraucht, um zu verstehen, was mit dem ‚Mantel der Empathie‘ gemeint ist, von dem Gerd gesprochen hat“, bekennt Jost Wagner im Gespräch. Er habe direkt am ersten Tag gemerkt, dass hier „das Leben so ist, wie es sein sollte“. Auch wenn das „absurd klingt“, erleben es diejenigen, die als Haupt- und Ehrenamtliche im Hospiz tätig sind, so. „Alle gehen unglaublich zugewandt miteinander um, es wird viel gelacht. Alle stehen füreinander ein“, erklärt Wagner.  

 „Wir haben 30 Bewerbungen auf unsere Stellenausschreibung erhalten. Das hat mich selbst überrascht, aber auch stolz gemacht. Denn es ist immerhin ‚nur‘ eine Halbtagsstelle, die wir anbieten können“, sagt Silke Kirchmann, Leiterin des Hospizes, das das erste in NRW und das zweite überhaupt in Deutschland war, als es vor 40 Jahren an seinem Standort in Trills errichtet wurde. „Die Entscheidung für Jost war im wahrsten Sinne eine Herzensentscheidung, denn seine Qualifikation stand bei seiner beruflichen Laufbahn außer Frage“, so Kirchmann, für die „Herzensentscheidung“ das „vernünftigste Parameter“ darstellt, wenn es um Neueinstellungen und andere wichtige Entscheidungen für das Hospiz ginge.

„Ich habe 1986 meine letzte Bewerbung geschrieben,“ verriet Jost Wagner schmunzelnd und bekannte, dass er sich sehr geehrt gefühlt habe, nun der „Sprecher Öffentlichkeitsarbeit“ – auf diesen Titel haben sich Silke Kirchmann und er für seine Stelle geeignet – für das Hospiz sein zu dürfen. „Diese Bezeichnung drückt aus, wie ich meine Arbeit hier verstehe. Ich bin der, der in Worte fasst, welch tolle Arbeit hier im Hause und da draußen geleistet wird. Die Geschichten werden von den Haupt- und Ehrenamtlichen gemacht“, so Wagner, dem der „Sinn-stiftende Aspekt“ bei seiner neuen Stelle besonders wichtig ist. Silke Kirchmann setzte hinzu, wie wichtig es ihr sei, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in „professionelle Hände zu legen“. Zwar sei man eher ein kleines Haus, aber: „Wir sind auf Spenden angewiesen, um unseren Gästen die Betreuung ermöglichen zu können, die unserem Anspruch genügt. Das können wir allein mit dem, was wir über Kranken- und Pflegekasse abrechnen können, nicht stemmen. Wer im Bereich Öffentlichkeitsarbeit spart, hat es nicht verstanden“, so die engagierte Leiterin, die haupt- wie ehrenamtlichen Mitarbeitern nicht nur „erlaubt, Aufgaben zu übernehmen“, sondern es als „erwünscht“ kommuniziert. „Bei uns herrscht eine Philosophie des Lassens und des Vertrauens. Daher sind auch alle befähigt, unser Haus auch nach außen zu vertreten.“ Dies habe Jost Wagner bereits in der kurzen Einarbeitungszeit erlebt, die er mit Silke Kirchmann, Gerd Michalek und den übrigen Mitarbeitenden verbringen durfte. „Hier sagt keiner nein, wenn er gefragt wird, ob er mal eben anpacken kann. Die Arbeit hier ist viel intensiver als alles, was ich bisher erlebt habe.“

Gerd Michalek – nun spielt die Familie die erste Geige

Sein Rückzug ins Private sei allein darin begründet, dass seine Familie, sowohl die Eltern als auch Kinder und Enkel, nun seine Kräfte ungeteilt benötigten, erzählt Gerd Michalek uns bei seinem „Presse-Abschiedsgespräch“. Und man merkt ihm an, wie schwer ihm dieser Abschied fällt, als er von einer Erinnerung erzählt, die für ihn die „Essenz“ des Hauses ausmache, wie er sagt: „Ich war gerade zwei Wochen im Amt, als eine Mitgliederversammlung des Fördervereins stattfand. Da stellte sich die 18-jährige damalige FSJlerin vor und berichtete von ihrer ersten Begegnung mit einer Bewohnerin. Diese habe zu ihr gesagt, dass sie erst im Hospiz wieder gelernt habe zu lachen. Das kling zunächst absurd, ist es aber, was den Geist des Hauses ausmacht.“ Silke Kirchmann ergänzte: „Im Umgang mit unseren Gästen spüren wir so tief mit. Da schlägt die Amplitude in alle Gefühlsrichtungen intensiv aus, beim gemeinsamen Lachen und in der Trauer“, so die emphatische 55-Jährige, die erzählt, dass viel gelacht werde, man zuweilen auch „richtig albern“ sei im Kollegenkreis. „Genauso oft weinen wir aber auch mit unseren Gästen und deren Angehörigen.“ Diese Intensität der Gefühle und das Lachen und Trauern gemeinsam mit den zahlreichen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern wird Gerd Michalek fehlen. Dass er jederzeit willkommen ist, seiner bald ehemaligen Wirkungsstätte einen Besuch abzustatten, wird er noch öfter hören in seiner letzten Arbeitswoche. Der 63-Jährige, leidenschaftliche Leichtathlet verrät uns noch, dass er demnächst eine „Drei-Generationen-Wanderung“ unternehmen wird. Mit seinem ältesten Sohn und seinem ältesten Enkel werde er am Siminlaun-Gletscher – hier wurde „Ötzi“ gefunden – wandern gehen. Von dieser Tour wird er dann sicher seinen früheren Kolleginnen und Kollegen bei dem Kaffee-Besuch berichten.

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