Der Bürgermeister der Zukunft?

Erkrath.jetzt- Kandidatenumfrage/ Teil 1

Christoph Schultz. Foto/Archiv: Stadt Erkrath

Gemeinsam mit den drei Bürgermeisterkandidaten Jörg Schintze (SPD), Christoph Schultz (CDU) und Peter Knitsch (Bündis 90/Die Grünen) haben wir einen sinnbildlichen Blick in die Glaskugel gewagt. Mit fünf Fragen möchten wir die Zukunft der Stadt Erkrath beleuchten.

Den Start macht der amtierende Bürgermeister Christoph Schultz, der auch bei der aktuellen Kommunalwahl von seinen CDU-Parteikollegen und der FDP unterstützt wird.

Herr Schultz, wo sehen sie Erkrath in fünf Jahren?

CS: Zwischen Neandertal und Unterbacher See, mitten in der Rhein-Region und immer noch an der Düssel. Spaß beiseite, Erkrath wird weiterhin eine lebenswerte Stadt mit hohem Erholungswert sein, die sich noch bürgerfreundlicher aufgestellt haben wird. Unsere Bauvorhaben werden teilweise abgeschlossen sein und teilweise noch umgesetzt, sodass aber schon mit der Kita Karlstraße, dem Bürgerhaus oder dem Campus Sandheide Erfolge unserer Politik sichtbar und erlebbar sind. Erkrath wird weiter an der Barrierefreiheit arbeiten und an den ehrgeizigen Klimaschutzzielen, das wird nicht nur an den Energiestandards der Gebäude, sondern auch an besseren Bus- und Bahntakten und den Radwegen messbar sein.

Wie möchten sie den städtischen Haushalt stabilisieren? / Wann kann Erkrath schuldenfrei sein?

CS: Die Ansiedlung von neuem Gewerbe sowohl an der Neanderhöhe als auch in den anderen Gewerbeflächen wird entscheidend sein, um den Haushalt spürbar zu entlasten. Zudem müssen wir durch die Digitalisierung der Verwaltungsarbeit Sparpotentiale ausnutzen. Ein nicht unerheblicher Faktor ist nach meiner Einschätzung und der des Stadtkämmerers der Bau eines neuen Rathauses, um Fahrt- und Personalkosten, aber auch den Gebäudeunterhalt für die derzeit neun Liegenschaften zu sparen, in denen die Verwaltung arbeitet. Das bedarf allerdings einer gründlichen Untersuchung, die ich dem Rat vorschlagen werde.

Wie sieht die Verwaltungsarbeit der Zukunft aus?

CS: Ein Rathaus würde auch die Organisation der Verwaltungsarbeit deutlich erleichtern. Große Schwierigkeiten macht der Fachkräftemangel, insofern müssen die Standards stets hinterfragt werden. Entscheidend ist die Digitalisierung, das Projekt „elektronische Aktenführung“ läuft bereits und wird das Papier aus den Büros zurückdrängen. Damit wird auch der Zugang zur Verwaltung erleichtert. Die Arbeit eines Bürgermeisters als Mittler zwischen Bürgerschaft, Politik und Verwaltung wird aber weiterhin gleich bleiben: koordinieren, vermitteln und erklären!

Wie interpretieren sie „Zukunft“ in Bezug auf die Stadt Erkrath?

CS: Zukunft ist die vor uns liegendes Zeit. Das ist in Erkrath so und überall auf der Welt. Zukunft kann man gestalten, aber nur zu einem bestimmten Maß. Vor fünf Jahren habe ich mir meine erste Amtszeit auch anders vorgestellt – dann kamen viele Geflüchtete, eine Grundschule und eine Kita sind abgebrannt und mit Corona erleben wir eine massive Einschränkung des öffentlichen Lebens und in der Folge eine schwere Wirtschaftskrise. Mit all dem musste und muss ich umgehen, stets das Wohl der Stadt und vor allem ihrer Bürgerinnen und Bürger im Blick. Soweit wir planen können, tun wir dies – das betrifft vor allem die Grundversorgung der Menschen, die Plätze an Schulen und in der Kinderbetreuung und die Infrastruktur.

Angenommen sie werden wieder Bürgermeister: Worauf freuen sie sich zukünftig in Bezug auf die Fortsetzung ihres Amtes?

CS: Wenn meine Zeit als „erster Dienstleister“  verlängert werden sollte, freue ich mich auf viele weitere interessante Begegnungen mit Menschen in und um Erkrath. Auch die Bewältigung der großen Herausforderungen unserer Stadt kann – bei Erfolg – erfüllend sein. Das Schöne an dieser anspruchsvollen Aufgabe ist, dass kein Tag wie der andere ist – allerdings kann sich das Schöne je nach Situation auch ins Gegenteil verkehren. Ich halte zum Beispiel immer noch den Atem an, wenn sich der Feuerwehrchef auf meinem Handy meldet…

1 Kommentar

  1. [Glosse]

    „Erkrath wird weiter an der Barrierefreiheit arbeiten und an den ehrgeizigen Klimaschutzzielen, das wird nicht nur an den Energiestandards der Gebäude, sondern auch an besseren Bus- und Bahntakten und den Radwegen messbar sein.“

    In Kurzform: Wir, Bürgermeister, Verwaltung und CDU tun jetzt – und jetzt aber auch wirklich und ganz ehrlich – genau das Gegenteil von dem, was wir bisher mit allen Mitteln verhindert haben:
    • Barrierefreie Busanbindung nach Düsseldorf mehrfach erfolgreich verhindert, defekte Aufzüge und Barriere-Bahnsteige zur S-Bahn bleiben
    • Klimaneutralität bis 2050 während viele Kommen dies bis spätestens 2035 planen, European Energy Award (EEA) seit 2016 leider nur eine Teilnahmebescheinigung anstelle einer Auszeichnung (ab 50% Gesamtpunkte)
    • Energiestandards der Gebäude (außer über 90 % private und öffentliche Bestandsgebäude, Neubauprojekte wie der Wimmersberg und andere)
    • Neue Buslinien und besserer Takt verhindern, denn würde leider die Kreisumlage erhöhen
    • Radwege immer dann, falls doch noch irgendwo mal eine neue Straße gebaut werden sollte (und zufällig ohnehin noch Platz übrig ist für die lästigen Eseltreter)

    Wir sparen, und das ganz fleißig, indem wir uns vom bereits längst nicht mehr vorhandenen Geld erstmal ein schickes neues Rathaus gönnen, dass mindestens so gut kalkuliert wird wie unsere Feuerwache. Demografie, Digitalisierung und Homeoffice gehen – genau wie alles andere – spurlos an uns vorüber, sodass wir unsere in zehn Jahren überhaupt noch verbliebenen Mitarbeiter nicht nach und nach auf bestehenden Gebäuden konzentrieren können. Für Mitarbeiter in Teilzeit, Elternzeit, längerer Krankheit oder im Homeoffice halten wir weiterhin rund um die Uhr einen persönlichen Amtsschreibtisch mit Patina vor. Unseren neuen Elfenbeinturm planen wir wie aus dem letzten Jahrhundert bewährt mit maximalem Flächenverbrauch und gemütlichen Amtsstuben, anstelle von modernen, flexiblen und kostengünstigen Shared-Desk-Workspaces.

    Ein Glück, die geographische Lage ist weiterhin gesichert. Die weitere Lage im Grünen leider nicht.

    Herrlich, die Antworten auf fünf Fragen. Weiter so! 😂

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