Das war die Erk@Art 2023

von Susann Krüll

Vom erneuten Jurypreis überrascht: Anna Owsiany-Masa. Foto: Susann Krüll

Anna Owsiany-Masa durfte sich erneut über den Jurypreis freuen und Dirk von Salzen wurde vom Publikum mit dem Publikumspreis geehrt.

Am Freitagabend fand die Vernissage der 29. Auflage der jurierten Ausstellung mit den Verleihungen der von Jury und Publikum vergebenen Preise statt. Nach 2022 zeichnete die vierköpfige Fachjury erneut Anna Owsiany-Masa aus. Dirk von Salzen konnte hingegen die meisten Stimmen des Publikums auf sich vereinen. Die mit Monika Kißling vom Kunsthaus Mettmann, Eva Sattler von der Galerie Töchter & Söhne aus Düsseldorf, Dirk Balke von der gleichnamigen Galerie im Art Eck und Frank Ifang, Kunstraum acordi, besetzte Fachjury hatte aus 140, von 33 Künstlerinnen und Künstlern eingereichten Werken für die Ausstellung 40 Werke von 16 Einreichenden ausgewählt. Im Lokschuppen waren Werke aus den Bereichen Malerei, Zeichnungen, Skulptur und Fotografie zu sehen.

Erneute Auszeichnung für Anna Owsiany-Masa

Foto: SK

Die Künstlerin erhielt nicht nur zweimal hintereinander den Jurypreis, sondern 2014, 2016 und 2022 auch den Publikumspreis. Sie ist Mitglied im Kunstverein „Kunst und Kulturraum Erkrath e. V.“ und hat ein Atelier im KunsTHaus Erkrath. Mit vier aus einer Serie von fünf Kohlezeichnungen mit dem Titel „Das innere Leben der Bäume“ überzeugte die vielseitige Künstlerin die Jury. Deren Laudatio verlas leider keins der Mitglieder der Fachjury, von der auch nur kurz Monika Kißling anwesend war.

Andreas Kuchenbecker, der Vorsitzende des Ausschusses für Sport und Kultur, übernahm deshalb die Aufgabe. Im Text hieß es u. a.: „In fast an schwarzweiß Fotografie erinnernden Kontrasten stellt sie (die Preisträgerin, Anm. der Redaktion) ein Wesen in den Mittelpunkt, das gerade uns Germanen vertraut erscheint. (…)  Die Arbeiten von Anna Owsiany-Masa helfen uns dabei, die oft unsichtbaren Dinge doch wahrzunehmen und dafür hat die Jury ihr auch in diesem Jahr wieder den Jurypreis zugesprochen.“ Zwei der mit Zeichenkohle erstellten Bilder zeigen Stämme, in denen man Gesichter zu erkennen meint – daher auch ein „Baum-Zitat“ aus J.R.R. Tolkiens Kurzgeschichte „Leave of Nigel“, mit der Dirk Balke, der Verfasser der Laudatio diese beendete. Die beiden zweiten Bilder hingegen zeigen Holzstücke, die aussehen, als seien sie gerade erst aus einem Stamm herausgesägt worden. Sie erinnern daran, wie der Mensch diese Lebewesen für wirtschaftliche Zwecke nutzt und Schönheit zerstört. Allen vier Motiven sieht man neben dem eindringlichen Blick und der Beschäftigung mit ihrem Motiv an, dass die Diplom-Designerin, die auch Malerei in Danzig studierte und ein postgraduales Studium im Fachbereich Kulturpädagogik/Kulturmanagement anschloss, über ein beeindruckendes, technisches Können gepaart mit dem Blick für das Wesentliche verfügt.    

Der Ausgezeichneten war nach der Verkündung ihres Namens beim Verlesen der Laudatio anzumerken, wie überrascht sie über das erneute Votum der Juroren für ihre Arbeit war. Nach und nach überwogen dann aber doch Freude und Stolz, als sie die Glückwünsche der Mitarbeitenden des Kulturamt und aus dem Publikum sowie auch von den anwesenden Mitbewerbern um den Preis entgegennahm.

Dirk von Salzen konnte das Publikums-Votum für sich entscheiden

Seit mehreren Jahren hatte Dirk von Salzen keine Werke für die über Erkraths Grenzen hinaus bekannte Ausstellung mehr einreichen können, denn der bekannte Maler, der unter dem Namen „Maler Lichterfelde“ bekannt ist, konnte aus gesundheitlichen Gründen in den letzten Jahren keine neuen Werke schaffen. Als diesmal die Regel fiel, dass nur Werke eingereicht werden dürfen, die nicht älter als drei Jahre sind, beteiligte er sich erneut. Mit dem titellosen, großformatigen Bild aus dem Jahr 2000, das mit gedeckten Acrylfarben auf Leinwand entstand und durch eingearbeiteten Sand und Pigmente dem Werk Struktur und Tiefe verleiht konnte er die Mehrzahl des Vernissage-Publikums auf sich vereinen.

Foto: SK

Der Künstler, der u. a. Mitglied der Erkrather KUK Kunstgruppe war, hat den Lokschuppen mit seinen Künstlerkollegen, u.a. Erhard Löblein, als Ausstellungsraum etabliert. Später zog dann auch die, damals noch „LOKart“ genannte, städtische Ausstellung aus der Stadthalle in den Lokschuppen. Erst als diesmal die Regel, dass nur Werke eingereicht werden dürfen, die nicht älter als drei Jahre sind, ergab sich für den Künstler, der sich 1984 nach seiner Karriere als Art Director und Fachmann für Kommunikationsdesign erst wieder der Kunst widmete, wieder teilnehmen. Wie 2009, 2010, 2012 und 2013 wählte die Jury wiederholt eines seiner Werke aus.

Es war sehr berührend zu sehen, wie die anwesenden Künstlerinnen und Künstler direkt nach der Verkündigung, dass er der Gewinner des Publikumspreises ist, zu ihm eilten und ihm gratulierten. Nicht nur er wirkte berührt, auch seine Lebensgefährtin konnte ihre Emotionen verständlicherweise nur schwer zurückhalten. Ist es doch auch eine Ehrung seines bisherigen Schaffens oder Lebenswerk, sollte er auch weiterhin aus Gründen des altersbedingten Gesundheitszustandes keine seiner expressiven, oft auch sehr farbigen, abstrakten und auch großformatigen Bilder mehr schaffen.  

Ausstellungrundgang – eine Auswahl

Auffällig war beim Rundgang im Lokschuppen, dass die Jury in diesem Jahr „nur“ 16 Künstler, dafür aber 40 Werke und damit mehr als einmal eben mehrere von einzelnen Teilnehmenden ausgewählt hatten. Das traf nicht nur auf Jury-Preisträgerin Anja Owsiany-Masa zu, sondern beispielsweise auch auf Daniela Günzel, die das erste Mal teilnahm und von der gleich fünf Fotografien ausgewählt wurden. „Ich habe mich sehr gefreut und werde es auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder versuchen“, erzählte die junge Frau, die hochschwanger mit Mann und kleinem Sohn zur Vernissage gekommen war. „Ich habe immer schon gern und leidenschaftlich fotografiert. Meine Lieblingsmotive stammen aus dem Bereich Architektur.“ Dies zeigte sich auch in den beiden schwarz-weiß Fotografien, die in Oslo entstanden und bei denen sich ebenso mit Überblendungen arbeitete wie bei den drei in Istanbuler Stadtbild aufgenommen Farbbildern. Auch sie trugen wie die die Oslo-Fotos den Titel „Der zweite Blick“.

Mit Irmgard Hamacher war eine Künstlerin mit vier Arbeiten vertreten, die, wie sie erzählte, bereits zum 12. Mal bei der Schau dabei, bei der Werke von in Erkrath lebenden oder arbeitenden sowie in einem hiesigen Kunstverein engagierten Künstlerinnen und Künstlern durch eine Fachjury ausgewählt werden. Die Künstlerin war mit zwei sehr ansprechenden Siebdruckarbeiten (Unikate auf festem Papier) vertreten. Die „abstrahierte(n) Eindrücke nach einer Weinlese an der Mosel“ strahlten in ihrer Farbigkeit und der Kombination aus Flächigkeit mit feinen Linien einen ganz besonderen Reiz aus. Auch zwei Blindzeichnungen von ihr hatte die Jury ausgewählt, die weibliche Akte in einer Kombination aus Fineliner und Flächen aus Gouache eine ansprechende Lebendigkeit in der Abstraktion ausstrahlten.

J.P. Köhler, der 2016 den Jurypreis der LOKart der erhielt, war in diesem Jahr mir zwei Fineliner-Collagen vertreten, die mehr als einen Blick verdienten, um der Vielschichtigkeit der dargestellten Motive gerecht zu werden. Besonders das mit „Rückkehr der Helden“ betitelte Werk zeigte Anklänge an Comic-Zeichnungen. Dieses Genre war auch in der Ausstellung vertreten mit zwei Arbeiten von Jan Tomaschoff, der in seinen Aquarellen Politiker auf die Schippe nahm.

Auch Henriette Ellen Mittelviefhaus ist keine Unbekannte bei der LOKart, jetzt Erk@Art. Ihre drei ausgewählten Collagen mit Acryl und Tusche auf Papier aufgebracht offenbaren immer erst auf den zweiten Blick kleine Details, wie in dem Bild „Heile Welt“, auf dem ein Ochse in einer Küche steht und den Titel bricht.

Foto: SK

Eine weitere Newcomerin ist Tatjana Shabanova. Sie studierte in Moskau und schloss als Diplom-Designerin ab. Ihr Bild „Höhen und Tiefen“ zeigte ein abstrahiertes Segelboot auf in kräftigen Tönen mit Acrylfarbe großflächig aufgetragenen gebrochenen Wellen. Die Farben waren auch im als Himmel interpretierbaren Teil zu finden. Bei Shabanova als „Zwischen Hölle und Himmel“ im Begleitheft zur Ausstellung beschrieben.   

Foto: SK

Viktoria M. Schwarzmann-Banduhn war auch zum vierten Mal ausgewählt, in diesem Jahr mit zwei Arbeiten. Ihr Werk „Verwitterung“ fiel durch die ungewöhnliche Farbegestellung (türkise und orange Töne brachten es zum Leuchten) wie auch durch das ungewöhnliche Format (30x 180 x 3cm), das das Bild wie eine Stele wirken ließ, auf. Auch das zweite, mit dem sprechenden Titel „Brennendes Meer“, leuchtete den Betrachtern mit den vorherrschenden, flächigen Rottönen entgegen.  

Leise Töne aus dem Kreis der Besucher und Künstler: Insgesamt 40 Werke, hinter denen nur 16 Künstler stehen, ließ doch einige Besucherinnen und Besucher, aber auch die Künstlerinnen und Künstler, mit denen wir von erkath.jetzt sprachen, rätseln, warum die Jury nicht weitere der 33 Künstler mit ihren insgesamt 140 Werke für die Ausstellung ausgewählt haben.
Auch die erneute Auszeichnung Anna Owsiany-Masa stieß auf Verwunderung und Unverständnis, nicht etwa, weil die Qualität der ausgezeichneten Werke nicht dem Anspruch der über die Grenzen Erkraths bekannten „Erk@Art“ entspräche oder die Künstlerin keine würdige Preisträgerin wäre – das wurde jeweils betont. Es wurde allerdings befürchtetet, dass das Renommee der Ausstellung leiden könne, wenn zweimal hintereinander die Wahl auf dieselbe Künstlerin fiele. Auch deren Ruf können dadurch leiden, könne man ob der Wahl doch auch über eine persönliche Nähe zur Jury spekulieren. Zwar fände die Jurierung anonymisiert statt, doch der Stil der einzelnen Künstler sei doch einfach unverwechselbar. Daher war da und dort zu hören, dass die Jury doch nicht über mehrere Jahre mit denselben Personen besetzt werden sollte.

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