Das neue ÖBH-Programm an neuem Ort

von Ria Garcia

Präsentierten in der letzten Woche das neue Programm des Ökumenischen Bildungswerks Hochdahl: Gerlinde Zwirnmann, Pfarrerin Laura Kadur, Bernhard Meyer, Ursula Schulte, Pfarrer Christoph Biskupek und Jürgen Kahl (v.l.n.r.). Foto: Ria Garcia

Nach der Schließung des Gemeindehaus Sandheide finden die Veranstaltungen des Ökumenischen Bildungswerks Hochdahl mit dem neuen Programm nun im Paul-Schneider-Haus statt.

Neu ist nicht nur der Veranstaltungsort. Die Flyer haben ein neues Layout mit Bildern der Referenten und der Beginn der Vorträge wurde auf 19.30 Uhr vorverlegt, was älteren Teilnehmern entgegenkommen dürfte. Der Vortragsraum im Paul-Schneider-Haus ist darüberhinaus barrierefrei mit dem Aufzug zu erreichen, wie Pfarrer Christoph Biskupek betont. „Wir würden uns natürlich auch wünschen, dass noch mehr Berufstätige unsere Vorträge besuchen“, ergänzt Jürgen Kahl. Die Vielfalt der Themen richtet sich an verschiedene Zielgruppen und ist auch offen für Menschen, die keiner Kirchengemeinde angehören.

Paul Schneider, dem Namensgeber des Paul-Schneider-Haus, ist auch der erste Vortrag am 26. September 2024 um 19.30 Uhr gewidmet. Die Idee dazu hatte Pfarrerin Laura Kadur, die darauf aufmerksam geworden ist, dass Jochen Wagner ein Buch mit dem Titel Paul Schneider – Zweifler – Christ – Märtyrer geschrieben hat. „Viele Menschen wissen vielleicht gar nicht, der der Namensgeber des Paul-Schneider-Hauses ist“, fand sie das Thema für den ersten Vortrag passend. Über die sozialen Medien hat sie den Buchautor dann kontaktiert und konnte ihn für den Vortrag gewinnen. „Wegen des zunehmenden Rechtsextremismus passt der Vortrag auch gut in diese Zeit.“ Paul Schneider wurde wegen seiner kritischen Äußerungen mehrfach verhaftet und kam ins Konzentrationslager, wo er als ‚Prediger von Buchenwald‘ noch vor Ausbruch des II. Weltkriegs ermordet wurde. „Mein Gott, hältst du mich fest?“, schrieb er einst in sein Tagebuch.

Am 10. Oktober 2024 um 19.30 Uhr konfrontiert Stephan Anpalagan die Zuhörer mit der Frage: „Einmal Migrant, immer Migrant – Wie offen ist unsere Gesellschaft?“ Anpalagan ist Dipl. Theologe, Publizist und Lehrbeauftragter an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW. Als Kind tamilischer Eltern wuchs er in Wuppertal auf und musste sich mit dieser von Enttäuschungen geprägten Frage auseinandersetzen. Sein im Fischer Verlag erschienes Buch Kampf und Sehnsucht in der Mitte der Gesellschaft trifft auf die aktuelle Migrationsdebatte. Stephan Anpalagan erklärt, warum die offizielle Integrationspolitik weit hinter ihren Zielen zurückbleibt. Was bracht man in Deutschland, um angenommen zu werden? Warum ist es so schwer in der Mitte der Gesellschaft anzukommen?“, sind die Fragestellungen, die an diesem Abend behandelt werden. „Stephan Anpalagan hat in Wuppertal die gemeinnützige Unternehmensberatung ‚Demokratie in Arbeit‘ gegründet und wurde dafür 2020 vom deutschen Kulturrat ausgezeichnet“, berichtet Jürgen Kahl vom Referenten des zweiten Vortrags.

Die Referentin des dritten Vortrags am 14. November 2024 um 19.30 Uhr ist Barbara Ortwein. Pfarrer Christoph Biskupek ist ihr begegnet und hat sie als „ausgewiesene Expertin“ zu den USA und der Geschichte und Entwicklung ihrer Einwanderer, von denen die größte Gruppe aus Deutschland kam, kennengelernt. „Ich habe Dinge begriffen, die ich nie vorher verstanden habe. Deshalb habe ich sie dem Team als Vortragende empfohlen“, berichtet er. (Anm. d. Redaktion: Gemeint ist das Team des ÖBH, das gemeinsam das jeweilige Programm auswählt und die Referentinnen und Referenten anfragt.) Barbara Ortwein, Oberstudienrätin im Ruhestand und Autorin mehrerer Bücher, hat einen Wohnsitz in Prag und einen in Winterberg. „Sie ist begeisterte Anhängerin des tschechischen Komponisten Antonin Dvorák, der die Symphonie ‚Aus der Neuen Welt‘ komponiert hat“, weiß Pfarrer Biskupek. In ihrem Vortrag geht sie auf die Geschichte der Migration in die USA ein und weiß auch vieles über die heutigen Lebensumstände der US-Bevölkerung. Donald Trump hat deutsche Vorfahren und viele weitere in den USA auch. Wer ein wenig Familienforschung betreibt, findet wahrscheinlich unter den eigenen Vorfahren Auswanderer, die in den USA eine neue Heimat gefunden haben.

Veranstaltungen im 2025

Am 23. Januar 2025 wartet um 19.30 Uhr mit Rudi Rhode und der Band Schmodders ein musikalischer Beitrag auf die Besucher. „Ich habe Rudi Rhode auf einer Kleinkunstbühne erlebt“, erzählt Gerlinde Zwirnmann. Rudi Rhode kommt mit seiner Band ‚Schmodders‘ nach Hochdahl, die mit Akkordeon, Gittare und Schlagzeug musizieren. „Die Band bringt ihr ganzes Equipment selbst mit“, berichtet Zwirnmann. Was sie an Rudi Rhode und seiner Band fasziniert, ist aber nicht einfach nur die Musik, die sich zwischen Folk, Blues, Rock und Singer-Songwriter bewegt, es sind die Texte, die zum Teil vom Buch ‚Im Grunde gut‘ von Rutger Bregmann inspiriert sind. „Ich habe die Band als unglaublich vielfältig erlebt. Rudi Rhode komponiert und textet selbst“, so Gerlinde Zwirnmann. Die Lieder seien in die Aussage „eigentlich ist jeder Mensch gut“ eingebunden. Zwischen den Liedern gäbe es kleine Wortbeiträge, die auch nachdenklich machen. Rudi Rhode hat Saxophon und Klavier studiert. Rund 150 eigene Songs hat er bereits mit verschiedenen Bands auf die Bühne gebracht. Auch als Schauspieler und Pantomime am Basta-Theater in Wuppertal tritt er auf. Damit nicht genug, arbeitet er auch als Trainer für Körpersprache und ist Buchautor zu diesem Thema.

Am 13. Februar 2025 wird es mit ‚Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann …“ ernster. Thomas Söding stellt die Fragen, wie sich Gewalt überwinden lässt und ob Jesus in der Bergpredigt etwa zu viel fordert und die Menschen damit überfodert. Wie ist die Bergpredigt vor dem Hintergrund der aktuellen weltpolitischen Lage zu verstehen? Söding verdeutlicht, dass die Bergpredigt kein ‚Regierungsprogramm‘ ist, sie mache aber deutlich, wie wir mit der Auffordung Jesu zum Gewaltverzicht und Feidesliebe politisch umgehen können, ohne uns an Kriegsopfern zu versündigen. Prof. Dr. Thomas Söding ist katholischer Theologe, Seniorprofessor für Neutestamentliche Exegese an der Ruhr-Uni Bochum und Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). „Ich habe in Bonn studiert und bin von ‚Frieden schaffen ohne Waffen‘ geprägt, war Kriegsdienstverweigerer. In einem Bibeltext heißt es ‚Setz dem der Dein Land erobert keinen Widerstand entgegen‘. Als Christ muss ich Waffenlieferungen hinterfragen“, erklärt Bernhard Meyer das vielleicht schwierige Thema. „Das Thema hat uns länger bewegt. Der Krieg in der Ukraine hat einen Schalter umgelegt“, so Meyer. Ausgesucht hatte das Thema und auch das des letzten Vortrags Christa Neumann, die beim Pressegespräch noch in Urlaub weilte. „Die Frage stellt sich jetzt neu, deshalb ist das Thema aufgekommen“, ergänzt Pfarrer Biskupek.

Während der Februar Vortrag theologisch wissenschaftlich geprägt ist, spricht Andrea Schwarz‚ Vortrag ‚Reise in die Sehnsucht – Die Ich-Bin-Worte Jesu als Wegweiser ins Leben‘ am 20. März 2025 die spirituelle Seite der Menschen an und gibt spirituelle Anregungen für den Alltag. „Sie bietet quasi Übersetzungsarbeit auf den persönlichen Lebensalltag gesehen“, erklärt Pfarrerin Laura Kadur. Die Anregungen sprechen das tiefe Bedürfnis der Menschen nach Spiritualität an, führt sie aus. Theologie sei immer beides. Andrea Schwarz sei in der Kategorie Anselm Grün zu verorten. Die Sozialpädagogin war viele Jahre in der kirchlichen Gemeindearbeit und in der pastoralen Ausbildung tätig. Darüber hinaus gehört sie zu den meistgelesenen christlichen Autoren unserer Zeit.

Raum für Fragen und Diskussion

Die vorgelegten Vortragszeiten bieten ’nach hinten‘ mehr Luft für Fragen und Diskussionen. Bei Knabbereien und Gebäck können die Besucher den Abend ausklingen lassen. „Was uns bei unseren Vortragsabenden wichtig ist, ist das wir bei allen sinnvollen gesellschafts- und weltpolitischen Themen uns der Religion verpflichtet wissen“, fasst Pfarrer Christoph Biskupek die Arbeit des Ökumenischen Bildungswerks Hochdahl zusammen. „Das hebt uns von anderen Veranstaltungen ab, dass wir eben auch Theologie und Spiritualität aufgreifen“, ergänzt Pfarrerin Laura Kadur. Dabei beschränkt sich das ÖBH nicht nur auf die katholische oder evangelische Religion, auch jüdische oder Themen aus dem Islam waren schon Teil des Programms. „Wir sind seit 50 Jahren das, was die Mittwochsgespräche in Düsseldorf sind. Wir sind die Donnerstagsgespräche“, so Biskupek. „Und die Teilnehmer der Mittwochsgespräche kommen gern über die Stadtgrenzen hinaus zu den Donnerstagsgesprächen“, ergänzt Jürgen Kahl.

Die Veranstaltungen sind in der Regel kostenfrei, aber das ÖBH ist in der Finanzierungsfrage immer auch auf Spenden angewiesen. Das oben beschriebene Programm (Programm-Flyer als PDF) und die Möglichkeit zu spenden, finden sich auf der Homepage der Evangelischen Kirchengemeinde Hochdahl.

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