Bürgerinitiative nimmt Stellung

Bürgerinitiative Hochwasser / Erkrath-Nord

V.l.: Norbert Voss, Yvonne Müller-Wiegand und Michael von Roebel sind Teil der Bürgerinitiative 'Hochwasser / Erkrath Nord'. Foto: Ria Garcia

Die Bürgerinitiative Hochwasser / Erkrath-Nord hat uns folgende Stellungnahme zur Infoveranstaltung Erkrath Nord mit der Bitte um Veröffentlichung gesandt:

Am Dienstag den 26. September hatte der Bürgermeister in die Stadthalle geladen, um gemeinsam mit den Fachkollegen über die aktuellen Planungen und Vorhaben zum Bau des Gymnasiums in Alt-Erkrath zu informieren. Dieser Themenblock wurde absichtlich aus dem Stadtteilgespräch vom 16. August herausgelöst, um die Fragen der Bürgerschaft präziser und kompetenter beantworten zu können. Die Stadthalle war mit ca. 200 Besuchern recht gut gefüllt, was ein großes Interesse an dem Themengebiet anzeigt.

Bei dem initialen Vortrag der Verantwortlichen in der Stadtverwaltung wurde die aktuellen Planung wiedergegeben. Die größte positive Überraschung stellte die Verfügbarkeit eines bautechnischen Beweissicherungsverfahrens auf Kosten der Stadt für alle Anwohnerinnen der Friedrichstraße, Heiderweg und der Bachstraße, deren Grundstücke direkt an der Baustellenzufahrt liegen. Diese Entwicklung sieht die Bürgerinitiative äußerst positiv, da mit Gebäudeschäden durch die von schweren Baustellenfahrzeugen ausgelösten Erschütterungen gerechnet wird. Wie sich im Nachgang herausstellte, scheint diese Ankündigung nicht mit dem Rat der Stadt abgestimmt zu sein. So hoffen wir, dass sich die Ankündigung als belastbar und valide herausstellt.

Im folgenden Dialogteil der Veranstaltung, der hervorragend durch einen externen Moderator geleitet wurde, wich die Stadtveraltung mehrfach Fragen aus oder konzentrierte sich auf Teilaspekte der Fragestellung, die nicht im eigentlichen Fokus standen. Ebenso war zu einigen Fragen der offene Mangel einer Antwort nicht gerade erbauend. Bei den folgenden Themen zeigen sich aus Sicht der Bürgerinitiative deutliche Widersprüche oder Zweifel an den Aussagen der Stadt, die weiterer Aufklärung bedürfen.

Neubau des Gymnasiums

Das Gymnasium und die Kosten Niemand bestreitet, dass Erkrath eine Lösung für die aktuellen und kommenden Herausforderungen des bestehenden Gymnasiums benötigt.
Auch wenn es gerne so dargestellt wird, dass jede kritische Frage zu dem Vorhaben mit Ablehnung gleichzusetzen ist. Diverse Fragen zu dem Themengebiet wurden jedoch nicht beantwortet: Warum muss der Neubau des Gymnasiums auf Erkrath-Nord stattfinden? Warum kann nicht alternativ die Fläche der ehemaligen Schule Morper-Allee genutzt werden. Auch wenn das Areal zur Zeit als Hochwasserrisikogebiet ausgewiesen wurde, so zeigt die benachbarte Entwicklung ‚Düsselufer‘, dass ein vergleichbares Areal Hochwassersicher gemacht werden konnte. Eine Frage, die sehr viele Erkrather Bürgerinnen umtreibt, betrifft die Kosten für den Neubau des Gymnasiums, die offen nicht beantwortet wurde. Die bisherige Schätzung von 100 Mio. Euro für den Neubau allein konnten weder bestätigt noch aktualisiert werden. In diesem Betrag, der vor ein paar Jahren veröffentlicht wurde, war weder das Grundstück noch die zusätzlich angefallenen Bodenarbeiten enthalten, die Inflation war nicht berücksichtigt und die dadurch gestiegenen Baukosten auch nicht. Kosten für Abriss und Entsorgung des Asbest-belasteten bestehenden Gebäudes sind ebenfalls zusätzlich zu bewerten. Somit bleibt es für die Erkratherinnen und Erkrather eine große Frage, was der Neubau des Gymnasiums sie später einmal kosten wird…

Erschließung der Baustelle Erkrath-Nord

Ein zentrales Thema, dass viele der Anwesenden beschäftigt, ist die Erschließung des Baugeländes. Bisher ist die Baustellenzufahrt über die Friedrichstraße und den Heiderweg definiert, mit der Fertigstellung der Brücke Bachstraße wird der Baustellenverkehr dann auch über die Bachstraße rollen. Dies stellt für die Anwohner der Bachstraße eine Zusatzbelastung sowie zusätzliche Einschränkungen dar, über die bisher nicht gesprochen wurden.

Bezüglich einer von vielen Bürgern favorisierten Erschließung von Osten (bei Haus Brück die Düssel überqueren, vor Haus Brück unter der Autobahnbrücke durch und dann oberhalb der Überflutungsfläche das Feld Richtung Schule überqueren) hat die Stadt viele Argumente, warum dies nicht möglich ist. Alle beteiligten Organisationen haben ihre Zustimmung – wenn auch unter Auflagen – zu solch einer Erschließung gegeben. Somit wäre eine Erschließung theoretisch möglich, aber… die Prüfungen und der Bau würden zu viel Zeit brauchen, so dass diese Baustellenzufahrt wohl möglich erst nach Fertigstellung der Schule nutzbar wäre. Das Risiko, dass Schäden an der Autobahnbrücke durch einen Unfall entstehen sei zu hoch, was unkalkulierbare finanzielle Risiken mit sich bringe und die Brücke über die Düssel bei Haus Brück wäre mit einer Traglast von nur 30 Tonnen nicht solide genug und könnte nicht verstärkt werden.
Unterm Strich entstand der Eindruck, dass zum Einen keine Bereitschaft war, sich mit dem Wunsch der Bürgerschaft näher zu beschäftigen, zum Anderen, dass Versäumnisse der Vergangenheit die Stadt in eine Situation gebracht hat, dass sie aus Zeitgründen die Planung nicht mehr verändern kann…

Bäume am Wendehammer der Bachstraße

Es stellte sich heraus, dass für den Bau der Brücke an der Bachstraße nur ‚so wenige Bäume wie möglich,‘ die nicht ortsprägend seien sollen, gefällt werden. Hiermit werden die Kastanien am Ende des Wendehammers Bachstraße gemeint sein, da diese im künftigen Straßen- bzw. Brückenverlauf stehen. Stutzig macht nur, dass ‚bei so wenigen Bäumen wie möglich‘ gleich ein kleines Wäldchen am Wendehammer einem Materiallagerplatz für die Baustelleneinrichtung der Brücke weichen muss. Diese Planung widerspricht dem vorher verkündeten Schutz der Bäume. Auch wenn Ersatzpflanzungen im Stadtgebiet geplant sind, so wird der Charakter des bisherigen Endes der Bachstraße durch diese Veränderungen deutlich verändert…

Anbindung der Schule über die Bachstraße

Wenn dann, einen schönen Tages, der Schulbetrieb des Gymnasiums im neuen Gebäude aufgenommen werden kann, ist die Schule allein über die Bachstraße zu erreichen. Auf der Bachstraße wird heute von beiden Seiten geparkt, was neben den Anwohnern der Bachstraße auch die Anwohner von Beethovenstraße und Mozartstraße, sowie die Gäste der Bachstube oder Stadthalle und die Besucher vom Spielplatz und der Adventgemeinde gerne tun. Aktuell ist die Bachstraße dadurch einspurig befahrbar.
Im Rahmen der Bauarbeiten für die Brücke am Ende der Bachstraße, und vermutlich auch in der Folge für den Baustellenverkehr für den Bau des Gymnasiums, wird ein einseitiges, absolutes Halteverbot (Werktags, 6:00 Uhr bis 18:00 Uhr, so angekündigt) eingerichtet.

Aus einem Gutachten zur Untersuchung der Verkehrssituation für die Einrichtung der Baustelle ist bekannt, dass die Bachstraße am Tag im Schnitt 600 Autos befahren und die Verkehrsqualität als „D“ bezeichnet wird. Dies bedeutet: „Der Verkehrsablauf ist gekennzeichnet durch hohe Belastungen, die zu deutlichen Beeinträchtigungen in der Bewegungsfreiheit der Verkehrsteilnehmer führen. Interaktionen zwischen ihnen finden nahezu ständig statt. Der Verkehrszustand ist noch stabil.“ (Wikipedia)
Mit der Aufnahme des Schulbetriebs rechnet die Bürgerinitiative mit mindestens 300 zusätzlichen
Autos pro Tag (Lehrerinnen, Schulpersonal, Versorgungsverkehr, Oberstufenschülerinnen sowie
Elterntaxis). Die Befürchtung ist, dass die Verkehrsqualität auf Stufe „E“ abfällt: „Es treten ständige
gegenseitige Behinderungen zwischen den Verkehrsteilnehmern auf. Bewegungsfreiheit ist nur in
sehr geringem Umfang gegeben. Geringfügige Verschlechterungen der Einflussgrößen können zum
Zusammenbruch des Verkehrsflusses führen. Der Verkehr bewegt sich im Bereich zwischen
Stabilität und Instabilität. Die Kapazität wird erreicht.“ (Wikipedia)

Damit zu Stoßzeiten der Verkehr funktionieren kann, wird es dauerhaft ein einseitiges absolutes Halteverbot geben müssen, was die Parksituation in der Bachstraße dann dauerhaft belastet. Des weiteren wird es aus Sicht der Bürgerinitiative zum Chaos an der Kreuzung Bachstraße / Neanderstraße kommen, da über die der Bachstraße gegenüberliegenden Kreuzstraße der Verkehr von der Autobahn und Richtung Düsseldorf eintrifft, jedoch aus Platzgründen keine eigene Abbiegespur hat. Somit wird es auf der Kreuzstraße einen allmorgentlichen Rückstau geben, da die Linksabbieger der Kreuzstraße in Richtung Düsseldorf auf die deutlich gestiegene Anzahl der Fahrzeuge aus der Bachstraße warten müssen… Angesprochen auf die Befürchtungen war die Antwort der Stadt recht kurz: „Das müssen wir dann sehen“. Es hat ein wenig den Anschein, als wäre bei mancher Planung der Selbstzweck ausreichend und die Sinnhaftigkeit dahinter nicht betrachtet…

Hochwasserschutz durch Retentionsflächen

Ein zentrales Anliegen der Bürgerinitiative ist der Hochwasserschutz, wo runter auch das aufzeigen neuer Hochwasserrisiken, wie beispielsweise durch eine Oberflächenversiegelung eine Bebauung von Erkrath-Nord, fällt. Auch wenn das Themengebiet der Wohnbebauung Erkrath-Nord für den Abend explizit ausgeschlossen wurde, so wird das Regenwasser, dass auf dem Schulgelände nieder geht, direkt in die Düssel geleitet. Hierdurch steigt das Wasservolumen in der Düssel und damit auch das Hochwasserrisiko.
Zur Entlastung stellte die Stadt zwei potentielle Retentionsflächen vor: Auf der Morper-Allee soll die Fläche der ‚alten Gärtnerei’ genutzt werden, sowie der Frauenhofer Steinbruch im Neandertal. Die Stadt sprach davon, dass der Düsselpegel um gute 20cm abgesenkt werden könnte, würde der Frauenhofer Steinbruch als Retentionsfläche genutzt.

Die Bürgerinitiative begrüßt Maßnahmen zum Hochwasserschutz, ist hier jedoch zunächst skeptisch. Naturschutzorganisationen weisen darauf hin, dass der Frauenhofer Steinbruch als FFH Gebiet den allerhöchsten Naturschutzbedingungen auf EU-Ebene unterliegt, und keine Maßnahmen zur Entwertung des Gebiets ergriffen werden dürfen. Mit anderen Worten: Die bürokratischen Hürden sind als sehr hoch zu bewerten. Zum anderen stellt sich die Frage, ob der Frauenhofer Steinbruch beim Hochwasser 2021, und dem damaligen extremen Pegelstand von 370cm nicht ohnehin schon überflutet war. Somit ist fraglich, ob die explizite Nutzung des Frauenhofer Steinbruchs als Retentionsfläche einen wirklichen Effekt bei vergleichbaren Hochwassersituationen hätte…

Hochwasserschutz an der Bachstraße

Im Rahmen des Brückenbaus an der Bachstraße muss der Wendehammer um min. 80cm angehoben werden, um eine Rahmenzufahrt zur Brücke zu ermöglichen. Neben der direkten Anhebung des Wendehammers soll eine Art ‚Damm‘ auf dem Weg vom bisherigen Wendehammer bis zum Sportplatz entstehen. Dies wurde als Hochwasserschutz für die Bachstraße angepriesen und sei durch eine Untersuchung der Firma Hydrotech bestätigt.

Schaut man sich die Daten an, die hier zu Grunde gelegt wurden, so wird vom HQ100 Hochwasser gesprochen – dem so genannten Jahrhunderthochwasser, was den Mittelwert der Hochwässer der letzten 100 Jahre abbildet. Die Düssel hat in dem Gebiet der Bachstraße einen mittleren Pegelstand von ca. 110cm. Ab einem Pegelstand von ca. 180cm wird von Hochwasser gesprochen, bei dem die Düssel beginnt das Flussbett zu verlassen. Das HQ100 beinhaltet einen Pegelstand von geschätzt 200cm. Auf den Hochwasserrisikokarten der Bezirksregierung Düsseldorf ist zu erkennen, dass diese Bedrohung für die Bachstraße zu vernachlässigen ist. Am Sockel eines Gebäudes kommt bei einem HQ100 Hochwasser etwas Düsselwasser an. Die Anwohner der Bachstraße haben ihre Gebäude alle auf Hochwasser des Typs
HQ extrem eingerichtet (Entspricht HQ100 +50%, somit einem Pegelstand von etwa 250cm)

Quelle: Hochwassergefahrenkarte HQ100 der Bezirksregierung Düsseldorf. www.flussgebiete.nrw.de

Quelle: Google Maps, Kartendaten ©2023 GeoBasis-DE/BKG (©2009) Bilder ©2023 AeroWest, Aerodata International Surveys, CNES / Airbus, GeoBasis-DE/BKG, GeoContent, Maxar Technologies.
Markierungen der Aufschüttung auf Basis der Informationen der Stadt Erkrath; Hochwassersimulation anhand der HQ100 Karte der Bezirksregierung Düsseldorf

Quelle: Hochwassergefahrenkarte HQextrem der Bezirksregierung Düsseldorf.
www.flussgebiete.nrw.de


Quelle: Google Maps, Kartendaten ©2023 GeoBasis-DE/BKG (©2009) Bilder ©2023 AeroWest, Aerodata International Surveys, CNES / Airbus, GeoBasis-DE/BKG, GeoContent, Maxar Technologies.
Markierungen der Aufschüttung auf Basis der Informationen der Stadt Erkrath; Hochwassersimulation anhand der HQextrem Karte der Bezirksregierung Düsseldorf


Folglich ist das Argument der Stadt, dass die Aufschüttung einen Hochwasserschutz für die
Bachstraße bietet nur bedingt wahr, da ab einem Pegelstand von 220cm die Aufschüttung
vermutlich vom Wasser eingeschlossen ist und sich damit an der Hochwassersituation nichts
geändert hat. Effektiver Hochwasserschutz sieht anders au

1 Kommentar

  1. Dieser Bericht spiegelt die Sorgen und Nöte der vom Hochwasser betroffenen Bürger wieder. Wenn jetzt nicht gehandelt wird und Vorsorge für die dramatischen Wetterveränderung mit Extremwetterereignissen mit sowohl Hitze/Dürre als auch Starkregen, den wird die Zukunft bitter einholen. Leider sind unsere gewählten Vertreter im Stadtrat mit ihrer Mehrheit der Meinung, dass die Sorgen und Nöte der Bürger alles „Quatsch“ sind. Wer die Bürger nicht ernst nimmt sollte sich nicht wundern wenn sich die Bürger anderen Parteien zuwenden und man kann nur hoffen das es nicht radikale Parteien sind. Ich sage da nur: selbst schuld!

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