
Angefangen hatte alles mit einem Aufruf in der Zeitung zur Nutzung des Medienraums der VHS.
„Das wir heute anlässlich der Bürgerhauswelle hier zusammensitzen, hätten wir damals nicht gedacht“, sagt uns Jan Sundermann. Wir trafen die Radiomacher Volker Förster, Jan Sundermann und Wolfgang Scheurer, um mit ihnen über 25 Jahre Bürgerhauswelle zu sprechen. Die vierte im Team, Angela Hauk, fehlte krankheitsbedingt, hat uns aber ein Statement geschickt: „Man muss sich vor allen Dingen bewusst sein, dass es sich um Lokalfunk handelt. Das ist das Interessante daran. Wer Spaß daran hat zu entdecken, was der Kreis Mettmann in jeder seiner Städte zu bieten hat, und das auch anderen nahebringen möchte, ist hier richtig. Wir sind eine demokratische und tolerante Truppe, in der keine Interessen zu kurz kommen.“

Die Vier harmonieren und der Spaß kommt in der Planung und Produktion der Beiträge natürlich auch nicht zu kurz. Volker Förster war als Beauftragter für den Medienraum der VHS zuerst an Bord. Jan Sundermann und Angela Hauk folgten, wie andere, die inzwischen nicht mehr im Kreis Mettmann wohnen, einem Zeitungsaufruf. Auch der 2021 verstorbene Friedrich Winkelhane war etwa zwei Jahrzehnte Teil den Teams und kontaktierte uns nach Start von erkrath.jetzt im November 2019. Schon im Dezember 2019 konnten wir mit dem Team der Bürgerhauswelle einen Beitrag zu unserem Projekt produzieren.

Angela Hauk, Tanja Bamme und Jan Sundermann. | Foto: Wolfgang Scheurer
Holpriger Start Ende 1999
Volker Förster kann sich noch gut an den holprigen Start erinnern. Fünf oder sechs Radiointeressierte hatten sich auf den damaligen Zeitungsaufruf gemeldet und dann gemeinsam überlegt, was sie machen wollen. In einer Versuchssendung mit 15 Minuten Länge stellten sie sich erst einmal den Radiohörern vor. „Der Start war damals etwas hoprig“, erinnert sich Jan Sundermann.
Im Januar 2000 ging es dann richtig los. Zuerst mit dem Neanderthal Museum. Ihren Namen hat die Bürgerhauswelle aufgrund ihres Standorts erhalten und das Radioteam hatte damals noch gut damit zu tun einen ersten Jahresplan zu erstellen. Da gab es noch leere Flecken und die zweite Sendung drehte sich um Blutspenden. Nicht alle waren von der Verarbeitung des Themas begeistert und so hat sich bis heute der Joke „machen wir doch mal was über Blutspenden“ gehalten, wenn es noch leere Flecken im Sendeplan gibt. Leere Flecken gab es am Ende in den 25 Jahren nur einmal während Corona, als das Team fünf Monate lang keine Beiträge produzieren konnte.
Bürgerfunk gibt es seit 1990. Damals gingen der Rahmenprogrammanbieter Radio NRW und die ersten privaten Lokalradios an den Start. Der Bürgerfunk bildete (und tut das bis heute) das nicht kommerzielle Gegengewicht zu den kommerziellen Lokalradios. Eine Studie der Landesmedienanstalt führte für die Bürgerfunkgruppen ab 2007 mit dem neuen Landesmediengesetz zu einigen Änderungen. Zusätzlich gab es eine Qualitätsoffensive, die dafür sorgte, dass nicht kommerzielle Radiomacher eine Qualifizierung (Radioführerschein) durchlaufen müssen.
Erinnerungen und Highlights aus 25 Jahren Bürgerhauswelle
Immer wieder sind Vertreter aus Vereinen und Institutionen oder auch lokale Prominenz, wie Bürgermeister oder Beigeordnete zu Gast. Ein prominenter Gast war im Februar 2024 der aus dem WRD bekannte Moderator René le Riche. Der Beitrag ist auf NRWision verfügbar. Deutlich länger zurück liegt ein Beitrag über die Mettmanner Blueswoche, in der die King-Earl-Boogie-Band aufgetreten ist. Das Besondere: Die Bandmitglieder Colin Earl und Paul King waren beide Mitglieder der Original Mungo Jerry Band, bevor es zur Trennung mit dem Bandgründer Ray Dorset gekommen war.
Bevor es den Medienraum der VHS im Bürgerhaus gab, befand er sich in der Grundschule Kempen. „Kurz vor dem Millenium ist der Medienraum dann ins Bürgerhaus gezogen“, weiß Jan Sundermann zu erzählen. Deshalb habe man in der ersten Versuchssendung auch die Umstellung auf das Jahr 2000 verulkt, die von vielen Weltuntergangsszenarien begleitet wurde. „Mich haben Radio und die Möglichkeit selbst Radio zu gestalten schon immer interessiert“, sagt Jan Sundermann, warum er zur Bürgerhauswelle kam. Jan Sundermann organisiert auch den jährlichen Radiotag, der einst in der Sternwarte Neanderhöhe stattfand, aber inzwischen ins QQTec nach Hilden verlagert wurde. Wenig verwunderlich, dass man auch Volker Förster und Wolfgang Scheurer bei den Radiotagen in Aktion trifft. Weit entfernt vom Jubiläum ist auch der Radiotag nicht, der in diesem Jahr bereits zum 22. Mal stattfand. Nach den persönlichen Highlights gefragt, gibt Sundermann an, dass ihm besonders die Vorschau zum Erkrather Jazzsommer Freude macht, zu der immer auch teilnehmende Künstler zu Gast sind. „Das ist dann ein kultureller Gegenpart zur üblichen Musik auf Radio Neandertal.“
Vor etwa sieben Jahren stieß Wolfgang Scheurer zum Team der Bürgerhauswelle. Den Radioführerschein musste er nicht erst erwerben. Als DJ bei Radio Ostseemelodie, einem Web-Radio, brachte er Wissen und Erfahrung gleich mit ein. Sein Lieblingsbeitrag ist der mit Ilka Steffens (Kriminalhauptkommissarin für Prävention und Opferschutz bei der Kreispolizeibehörde Mettmann in Hilden), bei dem es um Kriminalprävention im Alltag ging. Volker Förster erinnert sich indes gerne an den Beitrag über die Lebensmittelretter, bei dem Gertrude Hartung-Neumann und Justin Knigge ihm eine ganz neue Sicht auf Lebensmittel vermittelt hatten.
Die vier Radiomacher bilden längst ein professionelles Team, das auch nach 25 Jahren Bürgerhauswelle immer wieder neue Ideen hat und nicht müde wird, jeden Monat einen neuen Beitrag zu senden. Etwa acht bis 10 Stunden sind nötig, um eine Sendung zu produzieren. Quartalsweise gibt es eine Redaktionskonferenz, in der Themen ausgesucht werden und die Arbeitsteilung, bestehend aus der Moderation, Auswahl der Musik und dazu Bandportraits sowie das Interview mit den Studiogästen, besprochen wird. „Manchmal kommen auch Bürger mit einem Thema auf uns zu“, sagt Volker Förster. Mehr als einen Beitrag im Monat können und wollen die Vier auch künftig nicht produzieren. „Darunter würde die Qualität leiden“, sind sie sicher.
Die Bürgerhauswelle sendet jeden 4. Dienstag im Monat von 20 bis 21 Uhr auf Radio Neandertal. Wer die jeweilige Sendung verpasst hat, kann sie anschließend noch einige Monate über die Soundcloud abrufen. Beiträge ‚ohne Verfallsdatum‘ sind darüber auf NRWision abrufbar.
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