Beste Kumpel starten Crowdfunding Aktion für ihren an ALS erkrankten Freund

Ellie und Cartouche. Mit Mut und Kampfgeist begegnet das Paar dem schweren Schicksal, das Cartouches ALS Erkrankung mit sich bringt. Foto: Susann Krüll

Vor zwei Jahren erhielt Cartouche Quetin die niederschmetternde Diagnose: Amyotrophe Lateralsklerose, besser bekannt als ALS. Doch der 35-Jährige ist ein Kämpfer. Aufgeben ist keine Option.

Familie und Freunde sind für den ehemaligen Mittelfeldspieler, der beim SCU, bei der Rhenania und beim SSV seine fußballerischen Spuren hinterließ, da.

Ein Kämpfer und seine Mitstreiter – privat und beruflich

Nicht einmal ein halbes Jahr alt war Töchterchen Charlotte, als die unspezifischen Beschwerden in seinen Händen begannen. Nach einer wahren Odyssey zu verschiedenen Ärzten, kam die schockierende Gewissheit. Mit 32 Jahren war Cartouche Quetin an ALS erkrankt. „Zuerst konnte ich es nicht fassen, zu groß der Schock. Dann stellte ich mir immer wieder dieselbe quälende Frage, auf die es keine befriedigende Antwort gibt: Warum gerade ich?“, so der sympathische, junge Mann freimütig, der mehr als sieben Jahre als Restaurant-Manager im Marriott Hotel im Düsseldorfer Medienhafen tätig war. Hier lernte er auch seine Ellie kennen, die dort im Service arbeitete.

Als die Diagnose feststand und der Muskelschwund seine Hände und die Arme unbeweglich machte, richtete ihm sein Arbeitgeber einen Arbeitsplatz ein, den es in der Form noch nicht gab. „Ich bin meinen Chefs sehr dankbar, dass sie mir die Möglichkeit geben, so lange Vollzeit zu arbeiten, wie es irgend möglich ist. Als Trainings-, Einkaufs- und Azubibeauftragter kann ich meine Kenntnisse weiterhin für die Firma einsetzen“, erzählt er. Auch seine Frau, im September letzten Jahres haben die beiden geheiratet, konnte aus dem Service, und damit aus dem Schichtdienst, in einen Büro-Job wechseln. Eine große Hilfe dabei, Arbeit, Haushalt und Kinderbetreuung samt Pflege ihres Mannes besser zu vereinbaren.

„Ellie kämpft wie eine Löwin für Cartouche. Sie ist ein echtes Power-Paket“, lautet das Urteil von Rico Hannemann und Alexander Köhr, Best-Buddys aus Jugendtagen, über die 27-jährige Ellie Quetin. Die beiden Freude besuchen die Quetins so oft es ihre Jobs und Familie zulassen, holen sie zu Feiern im Bekanntenkreis ab oder Cartouche zu gemeinsamen „Männer-Touren“, mit anderen Worten: Sie machen eben alles zusammen, was Freunde so miteinander unternehmen. Doch Rico Hannemann und Alexander Köhr sorgen sich auch um die finanzielle Absicherung der kleinen Familie mit internationalen Wurzeln: Ellie stammt gebürtig aus England, Cartouches Vater ist Franzose, so dass die zweieinhalbjährige Charlotte dreisprachig aufwächst.  

Beste Freunde. Cartouche kann sich auf seine Freunde aus der Jugendzeit verlassen.
Im Bild mit Rico (r.). Foto: Susann Krüll

Spendenaktion für den Freund und seine kleine Familie

„Alexander kennt sich super aus mit allem, was mit Internet und Sozialen Medien zu tun hat“, erzählt Rico Hannemann, der selbst als Physiotherapeut in einer Hochdahler Praxis tätig ist und Cartouche bei seinen Besuchen immer auch behandelt. „So entstand schnell die Idee, eine ‚gofundme‘-Spendenaktion für Cartouche und seine beiden Frauen ins Leben zu rufen.“ Ziel ist es, 30.000 € oder auch gern mehr für die Absicherung der Familie zusammen zu bekommen. Obwohl beide Ehepartner seit Jahren Vollzeit arbeiten, konnten sie ob ihres Alters natürlich noch nicht so viele Rentenansprüche erwerben. So sind die Sorgen von Freunden und Familie berechtigt, wie es auch um die finanzielle Zukunft bestellt ist.

Auch Cartouche Eltern sind ihrem Sohn und der Schwiegertochter eine große Hilfe. „Sie wohnen zum Glück direkt um die Ecke und kümmern sich, wann immer es geht um Charlotte. Sie bringen und holen sie von der Tagesmutter ab und am Mittwochnachmittag ist bei ihnen Charlotte-Tag“, erzählt Ellie, die sich nach wie vor allein um alles rund um den Haushalts kümmert, nur bei der Wäsche lässt sie sich von ihren Schwiegereltern helfen. „Wir möchten solange es möglich ist, unser Leben ohne fremde Hilfe, auch wenn diese Hilfe Cartouche natürlich zustände, selbstbestimmt leben“, so die taffe junge Frau, die ihrem Mann bei der Morgen- und Abendtoilette hilft, ihn füttert und auch bei allem anderen unterstützt, was er bis vor Kurzem noch selbst erledigen konnte. Und das mit einer Selbstverständlichkeit und Achtung seiner Würde, die zu Tränen rührt und Respekt abverlangt.

Kämpfe mit der Krankenkasse um den E-Rollstuhl

Dass Cartouche und Ellie Quetin Kämpfernaturen sind, kommt ihnen zugute: „Seit Oktober warten wir auf die Lieferung des elektrischen Rollstuhls“, so Cartouche Quetin, der sich um seine Belange selbst kümmert. Auch hier autark zu sein, ist ihm wichtig. Da er bei einer Krankenkasse versichert ist, die nach Selbstauskunft nur eine gewisse Anzahl von Vertragspartnern im Orthopädie-Technik-Bereich hat, ziehe es sich mit der Auslieferung der Bestellung. „Das Zubehör haben wir schon vor Wochen bekommen, wie die Vorrichtung für die Kinnsteuerung und anderes. Doch das nützt uns ohne den E-Rollstuhl herzlich wenig“, ergänzt Ellie. Doch das ist nicht die einzige unglaubliche Erfahrung, die ihr Mann im telefonischen Kontakt zu seiner KV machte, die keine Dependance nahe Düsseldorf hat, wo die Familie lebt. „Leider hat Cartouches Aussprache durch die Erkrankung ebenfalls gelitten. Es fällt ihm schwer alle Worte so deutlich auszusprechen. Das ist aber noch lange kein Grund, dass ein Mitarbeiter am Telefon, nachdem er ihn mehrfach aufgefordert hat, doch deutlicher zu sprechen, obwohl er ja die Diagnose hat sehen können, einfach aufgelegt hat, nachdem er das mehrfach angekündigt hatte“, empört sich die junge Frau zurecht.

Es bleibt zu hoffen, dass in naher Zukunft der E-Rollstuhl geliefert wird, denn nicht nur der Weg zur Arbeit und auch der Arbeitstag wird Cartouche Quetin so maßgeblich erleichtert. Auch in der Freizeit würde sich der Radius für die kleine Familie maßgeblich erweitern. „Ich kann Cartouche mit dem jetzigen Rollstuhl nicht über längere Strecken schieben. Ich muss mich bei gemeinsamen Spaziergängen auch um unsere Tochter kümmern“, erzählt die junge Mutter mit Bedauern und Wut in der Stimme. Beides zu bewerkstelligen sei mitunter schwer zu leisten. Der E-Rollstuhl stellte für alle Beteiligten eine riesige Erleichterung dar. „Ich könnte dann allein zu der Physiotherapie-Praxis, die in der Nähe liegt“, zählt Cartouche Quetin einen weiteren Weg auf, den er dann selbstständig zurücklegen könnte. Denn auch die Muskeln in seinen Beinen sind nicht mehr so kräftig, dass er den Weg ohne Hilfsmittel zurücklegen könnte.

Geplante Charity-Veranstaltung mit drei Erkrather Fußballclubs

Für Rico Hannemann und Alexander Köhr ist es eine Herzensangelegenheit, ihrem Freund möglichst viele tolle Erlebnisse zu bereiten, von denen er zehren kann, wenn Trauer und Frust zuschlagen und die Kämpfernatur mit dem Schicksal hadert. So planen sie gerade einen Charity-Fußball-Event mit den drei Vereinen, bei denen Cartouche als Mittelfeldspieler unvergessen ist. Ihre gemeinsame Fußball-Karriere haben die Freunde in jungen Jahren beim SC Unterbach begonnen. Von dort ging es zusammen mit neun weiteren Spielern zur Rhenania nach Hochdahl und dann, wieder zu zehnt, zum SSV Erkrath. Noch befindet sich das Event in der Planungsphase. Wenn feststeht, wann und auf welchem Platz der Charity-Event stattfindet, informieren wir bei erkrath.jetzt zeitnah.

Aufruf: Sollte die/der eine oder die/der andere eine Idee haben, sei es ein Flug mit dem Heißluft-Ballon oder ein besonderes Ausflugsziel, mit der Cartouche Quetin – auch gern mit Frau und Tochter – eine weitere Erinnerung geschaffen werden kann, dann bitte bei uns in der Redaktion melden. Wir stellen den Kontakt dann gern her.   
Info zur Spenden-Aktion: Wer sich mit einer Spende für die Familie Quetin beteiligen möchte, der hat hier die Gelegenheit dazu: https://gofund.me/bbe30f64.

Info zu ALS: „Bei einer Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) gehen Nervenzellen zugrunde, die die Muskeln steuern. Folgen sind Muskelschwäche und Lähmungen. Die Krankheit kann sich bei jedem Patienten etwas anders zeigen. Meistens beginnt sie an den Armen und Händen. (…) Symptome wie Lähmungen, Muskelschwund oder Muskelzittern breiten sich allmählich auf weitere Körperregionen aus. Auch die Atemmuskulatur kann irgendwann erkranken, so dass die Atmung beeinträchtigt wird. (..) Wie die ALS im Einzelfall verläuft, lässt sich nicht vorhersagen. Es gibt bis heute keine Behandlung, die eine ALS zum Stillstand bringt. (..).“ Quelle: https://www.krupp-krankenhaus.de/neurologie/leistungsspektrum/amyotrophe-lateralsklerose-als-mit-ambulanz.html. In der Ambulanz des Krankenhauses, das neben der Berliner Charité das zweite Zentrum für die Behandlung von ALS ist, wird Cartouche Quetin behandelt.

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