AWO-Kita Lummerland feiert Richtfest

von Susann Krüll

Beim Nagel einschlagen 'schlägt' sich Hildegard Schröder, GF der AWO Kreis Mettmann gGmbH, gut. Foto: Susann Krüll

Bei strahlendem Sonnenschein wurde am Mittwochvormittag Richtfest in der AWO-Kita Lummerland in Hochdahl-Kempen gefeiert.

Die Zimmerleute sprachen vom Dach herunter ihren Richtspruch. Das Glas, das im Anschluss hinuntergeworfen wurde, zerschellte am Fundament des Krans – so kann eigentlich nichts mehr schiefgehen, bis die Kids im August nächsten Jahres ihre, am altem Standort neu errichtete Kita in Besitz nehmen können.

Richtspruch und letzte Nägel

Jürgen Ellerkamp, Geschäftsführer des Generalübernehmers Terhalle Holzbau GmbH, sowie Reinhard Schröer, Bauleiter des Kita-Projekts, waren in der typischen Zimmermann-Kleidung erschienen und erklommen nach dem Grußwort von Bürgermeister Christoph Schultz die Leiter zum Dach des einstöckigen Gebäudes. Von dort verlas Ellerkamp seinen Richtspruch, der eher einer Rede ähnelte, und forderte zwischen den zwölf Strophen à vier Zeilen seinen Bauleiter mehr als 10mal auf: „Kollege schenk ein.” Da die Schnapsflache aber nur Wasser enthielt, waren die Sorgen unbegründet, die man sich in der Zuschauerschar unten machte, wie er wohl unbeschadet herunter gelangen würde. Die Wünsche der Zimmerleute gingen besonders an die Kinder, die nächstes Jahr hier einziehen sollen: „Ein Kinderlachen froh und rein, voll Übermut und Innigkeit, soll immer hier zu hören sein, für heute und für alle Zeit“.

Nach dieser ‘guten Sitte der Zimmerleute’ oblag es den Bauherren, vertreten durch Hildegard Schröder, Geschäftsführerin der AWO Kreis Mettmann gGmbH, und dem Bürgermeister Erkraths, die ‘letzten Nägel’ in den Holzbau einzuschlagen, allerdings symbolisch in einen bereitgestellten Holzbock am Boden. Hildegard Schröder machte ihre Sache sehr gut. Sie musste nur zweimal einen ‘Strafschluck’ aus einem Glas mit Schnaps, diesmal echter, nehmen. Die Regel lautete: Wenn nach 10 Schlägen der Nagel noch nicht in das Holz getrieben ist, muss ein Schluck getrunken werden. Bürgermeister Schultz erhielt einen, seiner ‘Größe angepassten Nagel’, wie Jürgen Ellenkamp ihm offenbarte. Schultz hatte sichtlich Probleme, ihn ins Holz zu treiben. Er nahm es gelassen und scherzte: „Ich weiß schon, warum ich etwas anderes geworden bin als Handwerker.“ Zur Erklärung hob er seine Hände und bekannte, dass es ‘zwei Linke’ seien. Auch er musste zweimal trinken, bis er schließlich einen kleineren Nagel bekam und diesen einfach waagerecht ins Holz trieb. Sein Kniff lockerte die schon vorher gute Stimmung unter der Gesellschaft, die sich versammelt hatte, um das Richtfest zu begehen. Darunter waren auch Michael Pfleging, Beigeordneter Jugend – Soziales – Bildung, Bernhard Osterwind (BmU), Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, Yasin Demirtas, Fachbereichsleiter Jugend (Stadt Erkrath) und Annette Kirchhoff, (Kreistagsabgeordnete CDU). Die AWO Kreis Mettmann gGmbH war neben deren Geschäftsführerin auch vertreten durch Günter Scheib, Mitglied im Aufsichtsrat, Daniela Otten, Fachbereichsleiterin Kinder, sowie natürlich Gertrudis Kuhn, Leiterin der Kita Kempener Straße (Lummerland).

Führung durch den Rohbau mit Architekt Gottfried Meerkamp

Nachdem alle Reden gehalten und der guten Tradition genüge getan war, lud Architekt Gottfried Meerkamp die Anwesenden zu einem Rundgang durch die viergruppige Kita ein. Erste Station war der großzügige Eingangsbereich, von dem rechts der Mehrzweckraum abgeht. „Dieser kann nicht nur von der Kita benutzt werden, sondern steht auch für externe Veranstaltungen von 50 bis 60 Personen zur Verfügung“, erläuterte Meerkamp und wies dann auf den gegenüberliegenden Erschließungsflur hin, an dem zuerst das Büro der Kita-Leiterin, Gertrudis Kuhn anschließt sowie am Ende das Kinderrestaurant. Hier nehmen die Kita-Kinder in der Zeit von 12h -14.30h ein frisch in der Küche der Kita zubereitetes Mittagsessen ein. „Das die Kinder nicht in ihren festen Gruppen essen, gehört zu dem offenen Konzept, das wir in unseren Häusern leben“, erläuterte Daniela Otten. „Die Kinder gehen selbstbestimmt dann zu Mittagessen, wenn sie tatsächlich Hunger verspüren. Sie erlernen ein besseres Gefühl für ihren Körper und es entfällt für sie wie für die Erziehenden jede Menge Stress, da keiner gedrängelt wird und keiner mehr drängeln muss.“ Es wird auch eine Kinderküche geben, in der sie mit kochen können, denn die Kids haben ein Mitspracherecht, was auf den Speiseplan stehen soll. „Wir haben Kinderräte in allen unseren Einrichtungen. So lernen die Kids schon früh Demokratie und Mitsprache“, so Otten weiter zu dem Konzept der Einrichtung.

Zu den baulichen Besonderheiten erläuterte Gottfried Meerkamp auf dem Rundgang noch: „Neben dem Kinderrestaurant befindet sich ein zweiter Eingang zum Außenbereich. Hier haben wir nicht nur eine große Sauberlaufzone, wenn die Kids aus dem Gelände hereinkommen. Dieser Windfang dient auch als Klimaschleuse, so dass die warme Luft aus den Räumen nicht direkt entweichen kann.“ Beispielhaft erläuterte der erfahrene Architekt, der bereits in Mettmann AWO-Kitas realisiert hat, wie das Raumkonzept für die vier Gruppen ist, von denen zwei im Unter- und zwei weitere im Obergeschoss untergebracht sind. „Es gibt immer einen Gruppenraum, an den sich ein Nebenraum und ein Ruheraum anschließen. In der Wand zwischen Gruppen- und Nebenraum befindet sich ein Fenster, so dass beide von beiden Seiten einsehbar sind. Der Ruheraum hat im Türelement ein gläsernes Seitenteil, ebenfalls für die Einsehbarkeit, das durch ein Plissee verdunkelt werden kann“, wies er auf ein weiteres der zahlreichen durchdachten Planungsdetails hin. So sind auch die großen Fensterfronten mit einem Sonnenschutz versehen, mit einem Zip-Screen. „Dieser besteht aus festem Kunststoff und hält höheren Windstärken besser stand als Lamellen.“ Die Notausgangstüren, in den Garten bzw. auf die Fluchttreppen im Obergeschoss, seien mit einem speziellen Sonnenschutzglas ausgestattet. Einen Appell richtete Meerkamp an die Kita-Leiterin: „Bitte sagen Sie vor allem engagierten Kita-Papas, die in die Außenwand vielleicht ein Loch für eine weihnachtliche Beleuchtung bohren möchten, dass das auf keinen Fall geht. Damit würden die Dampf- und Windschicht, die zwischen der Innen- und Außenhülle verbaut ist, beschädigt werden und verlöre die Wirkung.“ Bevor alle Besuchenden sich noch einmal auf eigene Faust im Rohbau umsehen konnten, ergriff Hildegard Schröder noch einmal das Wort: „Wir werden die Wände nicht farbig streichen, sondern ausschließlich in Weiß. Die Farbe kommt durch die Kinder in die Einrichtung,“ erläuterte sie zum Farb-Konzept.

Gemütliches Beisammensein im Rohbau

Zum feierlichen Anlass hatten die Bauherren belegte Brötchen und Schnittchen sowie kalten Getränke bereitgestellt. Schnell entspannen sich Gespräche, in denen immer wieder viel Lob für Konzept und Ausführung des Kita-Baus geäußert wurde.

Kita-Leiterin Gertrudis Kuhn verriet, dass die Kinder täglich einen Spaziergang von ihrem Ausweichquartier neben der Regebogenschule zur Baustelle unternehmen. „Die Kinder verfolgen den Bau-Fortgang ganz genau. Bei uns hängen auch zahlreiche Bilder von allen Stadien des Baus“, erzählte sie, wie die Kids am Entstehen des Ersatzbaus teilnehmen, der ihre ehemaliges Kita-Gebäude ersetzt, das einer Brandstiftung zum Opfer fiel. Daniela Otten erläuterte währenddessen dem AWO-Aufsichtsratsmitglied Günter Scheib, was er sich unter dem pädagogischen Ansatz des ‘Offenen Konzepts’ verstellen kann: „Zum einen können die Kinder außer in ihren Gruppen auch an den Aktivitäten in den anderen Gruppen teilnehmen. Man kann sich unser Konzept so vorstellen, dass wir uns aus allen bekannten, pädagogischen Konzepten, wie Montessori oder Waldorf, ‚die Rosinen herausgepickt haben‘.“ Sie wusste ebenfalls zu berichten, dass ein Atelier eingerichtet werden wird, in dem die Kinder – auch Gruppen-übergreifend – „Kreatives gestalten können, wie sie es möchten“.  

Das Gebäude passt sich dank der Bauweise mit verschieden geneigten Dächern gut in die umliegende Wohnbebauung ein. Es ist, wie es Hildegard Schröder in ihrer Dankesansprache an den Architekten, den Generalübernehmer und die Handwerker anmerkte, „modern und zeitlos“.      

Technische Details

Das zweigeschossige Kita-Gebäude, das vier Gruppen mit bis zu 90 Kindern aufnehmen kann, ist in Holzbauweise nach dem Energiestandard 40 errichtet. Eine Photovoltaik-Anlage speist die eigene Wärmepumpe mit Energie. Durch ebenerdige Zugänge sowie einen Aufzug ist es barrierefrei. 1.200 qm² Außenfläche, naturnah gestaltet, bieten Platz für Hochbeete, in denen die Kids Salate, Gemüse und Gewürze ziehen sollen, die dann in der Küche verarbeitet werden.

Voraussichtliche Inbetriebnahme: Sommer 2023

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