Auf die Plätze, fertig, los

von Ria Garcia

Besonders das Thema Bus-Ein- und -ausstieg traf auf großes Interesse. Foto: Ria Garcia

Nein, es war kein Rollatoren-Rennen, zu dem sich am Dienstag rund 20 Teilnehmer am Johanniter-Haus versammelten. Training und Informationen standen bei der Veranstaltung der Begegnungsstätte Alt und Jung im Vordergrund.

Vor Ort waren Thomas Thiel von der Rheinbahn, samt einer Kollegin und einem Bus, Matthias Buff als Vertreter der Polizei zum Thema Sicherheit und Sandra Schichel vom Sanitätshaus medwerk in Hilden. Sandra Schichel hatte einige ‘Leihrollatoren’ mitgebracht, damit auch die Teilnehmer, die noch keinen eigenen Rollator haben, das Training absolvieren konnten. Ganz nebenbei überprüfte sie kostenlos die Rollatoren, die die Senioren in Gebrauch haben. “Eigentlich sind Rollatoren so konzipiert, dass sie wartungsfrei, beziehungsweise wartungsarm sind”, erklärt die Fachfrau. Dennoch mache es Sinn hin und wieder die Bremsen zu Prüfen. “Im täglichen Gebrauch drehen sich an den Rädern gerne auch mal Haare ein. Dann muss man das Rad einmal abschrauben und die Haare entfernen, damit die Räder wieder leicht laufen”, schildert sie Dinge, auf die man achten sollte. “Wo kommen die denn her? Meine Haare sind doch längst grau”, ist eine der Bewohnerinnen des Johanniter-Hauses erstaunt, als Sandra Schichel ihr die Haare zeigt, die sie entfernt hatte. Meist sind es Tierhaare, die sich draußen unterwegs eindrehen.

Sandra Schichel macht die Rollatoren der Teilnehmer wieder ‘flott’. Foto: RG

Der Ein- und Ausstieg in den Bus will geübt sein

Busfahren ist für viele Nutzer von Rollatoren eine echte Hürde. Wie man sicher ein- und aussteigt, aber auch, wie man sich während der Fahrt verhält, erklärten Thomas Thiel und eine Kollegin an einem echten Rheinbahnbus, der auf den Innenhof des Johanniter-Hauses gefahren war. Dass unter den Senioren eine ehemalige Busfahrerin war, war eine kleine Überraschung. Aber auch sie nahm dankbar die Tipps an, die das Busfahren einfacher machen. Sorge macht den Senioren vor allem, wenn der Bus zu weit vom Bordstein hält und ein sicherer Ausstieg unmöglich erscheint. “In diesem Fall rufen Sie bitte die Busfahrerin oder den Busfahrer, damit er die Rampe ausklappt”, erklärt Thiel. Das schien den Senioren unangenehmen. “Glauben Sie mir: das kostet den Fahrer 2 Minuten. Wenn sie aber stürzen und ein Krankenwagen kommen muss, dann ist das wirklich ein Problem. Für den Busfahrer, aber vor allem auch für Sie.”

Wichtig sei beim Ein- und Ausstieg, dass die Bremse des Rollators festgestellt wird, da dieser sonst – wenn der Bus eventuell an einer geneigten Straßenseite steht, zurück rollt, erfuhren die Teilnehmer des Trainings. Auch wie man den Rollator ohne Kraftaufwand ‘in die Kippe’, statt ihn beim Einsteigen anzuheben, zeigten die Rheinbahnmitarbeiter. Im Bus sei es wichtig, sich während der Fahrt auf die dafür vorgesehen Plätze zu setzen, auch wenn man nur eine Haltestelle mit fährt. Dort sind spezielle Haltegriffe, die auch das Aufstehen erleichtern und die Knöpfe für das Stoppsignal in der passenden Höhe.

Einige Teilnehmer schilderten ihre Probleme beim Fahrschein entwerten. Es sei schwer den Platz zu erreichen und sich zu setzen, bevor der Bus losfährt, wenn man auch noch den Fahrschein entwerten müsse. “Dann bitten Sie einfach kurz andere Mitfahrende den Schein für Sie zu entwerten”, rät Thiel. Er informiert auch darüber, dass es einen ‘Begleitservice’ der Rheinbahn gibt, der wenig mobile und unsichere Senioren auf dem Weg mit dem Bus zum Arzt und wieder zurück begleitet und Hilfestellung leistet.

Sicherheit durch Sichtbarkeit

Matthias Buff von der Polizei beriet die Teilnehmer vor allem zur Sicherheit unterwegs. Neben Klapp-Reflektor-Armbändern gab es für die Teilnehmer auch Reflektorenaufkleber für ihre Rollatoren, denn abends oder in der dunklen Jahreszeit ist es wichtig, dass die Senioren im Straßenverkehr wahrgenommen werden. Ganz nebenbei interessierten sich die Senioren auch für die Betrugsmaschen, denen viele zum Opfer gefallen sind und wollten von Buff wissen, woran man solche Anrufe erkennt und wie man sich am besten verhält. “Wenn Sie unsicher sind, legen sie einfach auf. Wenn es wirklich wichtig ist, ruft der Gespächspartner wieder an. Wenn Sie Kinder oder Enkel haben, rufen Sie die an und reden mit ihnen über den erhaltenen Anruf. Wenn Sie keine Angehörigen haben, rufen sie im Zweifel auch direkt bei der Polizei an”, rät Buff den Senioren.

Matthias Buff ‘spendiert’ reflektierende Aufkleber, damit die Senioren mit ihren
Rollatoren auch in der dunklen Jahreszeit gesehen werden. Foto: RG

Der Parkour

Nicht nur das Ein- und Aussteigen aus dem Bus will im Alltag mit dem Rollator gemeistert werden. Manchmal sind es auch die kleinen Hürden auf dem Weg zum Bäcker oder zum Arzt, die man nur mit ein wenig Übung schafft. Im Innenhof des Johanniter-Hauses diente ein Trainingsparkour mit ‘Hütchen’ und Holzbrettern dazu Kurven- beziehungsweise das Umfahren von Hindernissen und das Überfahren von Bordsteinkanten zu üben. Tipps gab es dazu unter anderem auch von Sandra Schichel, wenn sie nicht gerade ‘einen Rollator wieder flott machte’.

Veranstaltungsfazit

“Ich hab mich sehr gefreut, dass unter den Teilnehmern nicht nur Bewohner oder Besucher des Johanniter-Hauses sind”, sagt Gabi Gründker, die den Bereich Wohnen mit Service leitet. “Das wurde heute wirklich gut angenommen und zeigt, wie wichtig das Thema ist.”

Es wird mit Sicherheit nicht die letzte Veranstaltung dieser Art sein, aber für den Bewohner des Johanniter-Hauses geht es in diesem Monat erst einmal wieder auf einen Tagesausflug. “Darauf freuen wir uns schon alle”, verrät Gabi Gründker, die genau aus diesem Grunde (den jährlichen Ausflügen) auch ein ganz eigenes Kennzeichnungssystem für die Rollatoren der Bewohner entwickelt hat. Ein Aufkleber, der aussieht wie ein Autokennzeichen hilft bei der Zuordnung zum richtigen Bewohner.

Vl.: Matthias Buff (Polizei), Eva Flader (Leiterin Begegnungsstätte), Sandra Schichel (Sanitätshaus medwerk), Gabi Gründker (Leiterin Wohnen mit Service) und Thomas Thiel (Rheinbahn) mit der ehemaligen Busfaherin, die vor Ort nun selbst das Ein- und Aussteigen mit dem Rollator übte. Foto: GG

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