Alle guten Dinge sind drei im Lokschuppen

von Ria Garcia

Daniel Grothuesmann (l.) und Laurențiu Terbes. Holger Johan konnte an diesem Tag nicht vor Ort sein. Foto: Ria Garcia

Sagt ein Sprichwort und das passt aktuell auf den Mitgliederzuwachs beim Eisenbahn- und Heimatverein Erkrath Hochdahl, den wir hier vorstellen möchten.

Um den Mitgliederzuwachs mussten sich die Hüter der Eisenbahn- und Heimatgeschichte auch in der Pandemie keine allzu großen Sorgen machen. Zwar führte der Lockdown dazu, dass das Museum Lokschuppen zeitweise nicht oder nur eingeschränkt öffnen durfte und auch beliebte Veranstaltungen wie der Ladies Markt oder der Weihnachtsmarkt im Lokschuppen aussetzen mussten, aber im Verein gibt es immer etwas zu tun. Und rückblickend hat doch auch eine ganze Menge stattgefunden.

Uli Schimschock.
Foto: Lokschuppen

Jeden Samstag treffen sich die aktiven Vereinmitglieder und ‘werkeln’. Die einen im Archiv, die anderen in der Werkstatt und manchmal sind sie alle gemeinsam für ‘etwas größeres’, wie aktuell den alten Messwagen, handwerklich aktiv. So konnte man am vergangenen Samstag auch Uli Schimschock nicht bei den Büchern und Zeitschriften, sondern auf der Leiter beim Abschleifen finden. Nach getaner Arbeit saßen dann alle in der Runde und stärkten sich bei einem Imbiss. Dort trafen wie dann auch zwei der ‘Neu-Mitglieder’: Laurențiu Terbes und Daniel Grothuesmann. Letzterer hat wohl die deutlich weiteste Anfahrt, um vor Ort an den Samstagen oder auch an Museumstagen mitzuhelfen, denn er wohnt in Waltrop. Wenn es gut läuft ist er für eine Fahrt zwei Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Warum nimmt er das auf sich?

Daniel ist von klein auf echter Eisenbahnfan. Vor dem ersten Lockdown war er Mitglied bei den Eisenbahnfreunden Witten. “Der Weg war nur halb so lang”, verrät er, dass er schon zuvor weite Wege für sein Hobby in Kauf genommen hat. Damals gab es in Witten etwa 20 Eisenbahnfreunde, die sich regelmäßig trafen, aber nach dem Lockdown waren es dann nur noch 5 oder 6. Daniel, der früher schon häufiger zu den Museumsbesuchern im Lokschuppen gehörte, dachte sich: “In Witten ist ja tote Hose, da kann ich auch im Eisenbahn- und Heimatverein Erkrath-Hochdahl Mitglied werden.” Der weite Weg macht ihm nichts aus. “Der lohnt sich”, erklärt der 37-Jährige, der beruflich bei der Diakonie beschäftigt ist, dass die Mitarbeit im Lokschuppen Spaß macht und er ist fast jede Woche vor Ort. Er arbeitet mit Uli Schimschock im Archiv und kümmert sich dort um die Zeitschriften. Am letzten Samstag hat allerdings auch er eine Ausnahme gemacht und alte Lackschichten vom Messwagen entfernt.

Laurențiu und die Draisine

Laurențiu Terbes.
Foto: Lokschuppen

“Hat nicht jeder kleine Junge einmal davon geträumt Lokführer zu werden”, antwortet er lachend darauf, warum er sich den Eisenbahn- und Heimatverein ausgesucht hat, als er sich engagieren wollte. Und etwas tun, etwas zurückgeben, wollte er auf jeden Fall. Vor etwas mehr als sechs Jahren ist er mit seiner Familie nach Deutschland gekommen und ist dankbar für das, was er hier an Unterstützung erfahren hat. “Ich hatte viel Freizeit und die wollte ich in einen guten Zweck investieren”, erzählt er, wie er auf die Idee kam, sich zu engagieren. Dafür hat er dann im Internet recherchiert, welche Vereine es in Erkrath gibt und ist auf den Eisenbahn- und Heimatverein Erkrath-Hochdahl aufmerksam geworden. Für den ausgebildeten Maschinenschlosser und studierten Konstruktionsingenieur schien das eine gute Gelegenheit sein Fachwissen einzubringen. Beruflich ist er aktuell als Projektingenieur im Bauwesen tätig.

“Ich habe hier ein tolles Team gefunden und bei der Mitarbeit hier im Lokschuppen auch meine Deutschkenntnisse noch einmal sehr verbessert.” So sehr, dass er mit Fürsprache des Vereins inzwischen sogar eingebürgert wurde. Während der größte Teil des Teams aktuell am Messwagen arbeitet, hat Laurențiu noch eine andere Aufgabe: Er macht die alte Draisine wieder flott, damit Museumsbesucher demnächst auch ein kleines Stück mit selbiger fahren können. “Ich hoffe, dass ich es bis zum nächsten Museumstag schaffe”, sagt der 54-Jährige. Ein paar Dinge seien jedoch bis dahin noch zu richten.

Die Sitzbänke müssen noch montiert werden und auch sonst gibt es noch so das eine oder andere an der Draisine zu tun. Foto: RG

‘Team Handwerk’

Laurențio verstärkt im Lokschuppen den Teil der Mitglieder, die handwerkliches Know How mit einbringen. Zum ‘Team Handwerk’ gehören auch Manfred Schützler (Maler und Lackierer), Hartmut Engel (Elektriker), Reiner Reschke (Schweißer) und Ralph Kohn (Spitzendreher). “Ralph Kohn hat über die Ehrenamtsbörse zu uns gefunden”, freut sich Ralf Fellenberg. “Er hat die ganzen Schlösser im alten Messwagen wieder gängig gemacht.” Auch die anderen Mitglieder mit handwerklichem Know How sind gerade im Projekt ‘Alter Messwagen’ ein Segen. “Elektrische Installationen gehören nun mal in die Hände eines Fachmanns.” Wie viel Arbeit in der Aufarbeitung des Alten Messwagens steckt, haben wir in einem früheren Artikel beschrieben und bebildert.

Der dritte im Bunde

Gerne hätten wir auch ihn am letzten Samstag getroffen. Ob man ihn nun ‘vorstellen muss’, ist eine andere Frage, denn viele Erkrather dürften ihn kennen: Holger Johan. Am letzten Samstag war er für einen anderen Verein aktiv, in dem er auch Mitglied ist. Dem Kleingärtnerverein Im Brühl. Dort wurde Sommerfest gefeiert und Holger Johan gehörte zum Festkomitee. Er ist auch Mitinitiator des Heimat- und Brauchtums Stammtisch und in dieser Funktion in der kommenden Bürgerhauswelle vertreten. Warum jetzt auch noch im Eisenbahn- und Heimatverein Erkrath-Hochdahl? “Ich habe eine Sammlung mit alten Gemälden von Erkrath, die zu Hause relativ viel Platz weg nimmt. Da habe ich Gottfried Bander gefragt, ob man sie nicht im Lokschuppen aufbewahren und gelegentlich ausstellen könne”, erzählt er uns am Telefon. Er wollte dafür dann auch Vereinsmitglied im EHEH werden. “Die Gemälde sind eine Dauerleihgabe an den Verein.”

Dr. Ralf Fellenberg, der in diesem Jahr in der Jahreshauptversammlung erneut zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde, freut sich über die ‘Neuzugänge’. Der Vorstand wurde fast unverändert wiedergewählt: 2. Vorsitzender Gottfried Bander, Schatzmeister Wolfgang Neukirchen und Beisitzer Wolfgang Weiberg. Einzig Reiner Reschke stellte sich nicht erneut zur Wahl, weil ihm aktuell die Zeit fehlt, das Amt des Beisitzers auszufüllen. An seiner Stelle wurde Robin Schäfer neu zum Beisitzenden gewählt.

Der nächste Museumstag im Lokschuppen und auf dem Freigelände ist am 28. August 2022 und mit ein wenig Glück, wenn Laurențio auch die letzten Arbeiten an der Draisine noch pünktlich fertigstellt, können Besucher auch ein kleines Stück mit der Draisine fahren. Am 25. September 2022 können Museumsbesucher erstmals einen Blick auf die Gemälde werfen, denn dann sollen sie bei ‘Heimatliches im Lokschuppen’, Teil der Ausstellung sein, die sich in diesem Jahr um ehemalige Bauerhöfe in Hochdahl drehen wird. Rechtzeitig zum Saisonende am 23. Oktober 2022 soll dann auch das neue Buch von Armin Gärtner zu DB-Liegewagen erscheinen.

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