Aktionen zum „Orange Day“ in Erkrath

von Susann Krüll

Aktion zum Orange Day in Alt-Erkrath. Links im Bild Gleichstellungsbeauftragte Annegret Pollmann. Foto: Susann Krüll

Der 25. November ist der weltweit begangene Tag, der daran erinnert, dass Gewalt gegen Frauen noch immer täglich stattfindet. Das beginnt mit dem so genannten Cat Calling, unangebrachte, anzüglicher Bemerkungen gegen Frauen jedes Alters, über sexualisierte und andere körperliche Gewalt bis hin zum Femizid.

Auch in Erkrath gab es verschiedene Aktionen, die gemäß der am Erkrather Rathaus gehissten Flaggen „Wir sagen NEIN zu Gewalt gegen Frauen“, die Aufmerksamkeit darauf lenken soll, dass sexualisierte und jede andere Art von Gewalt gegen Frauen immer und leider auch immer mehr ein Problem quer durch alle Gesellschaftsschichten ist

Gleichstellungsbeauftragte organisiert Fototermin und Brötchen-Tüten-Aktion

Annegret Pollmann, Erkraths Gleichstellungsbeauftragte, und Alexandra Helle, Sachbearbeiterin Gleichstellung, hatten nicht nur Vertreterinnen aus Politik, Rat und Verwaltung sowie der Bürgerschaft eingeladen, auch in Erkrath ein Zeichen an diesem Tag zu setzen. Erstmal waren diesem Jahr auch männliche Vertreter eingeladen. Pollmann organisierte, wie auch in den früheren Jahren, für alle 10 Städte des Kreises erneut die so genannte „Brötchentüten“-Aktion. Diesmal wurden mehr als 102.000 pink-farbene Tüten auf der einen Seite mit der Aufforderung „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ und auf anderen mit den Telefonnummern der entsprechenden Hilfsangebote bedruckt.

„Ohne die großartige Unterstützung zahlreicher Vereine und Verbände wie der ‚Tafeln‘, aber vor allem der Bäckereien, Apotheken oder Tankstellen im Kreis würde die Aktion keine so große Verbreitung erreichen“, so Erkraths Gleichstellungsbeauftragte bei der Begrüßung. Sie gab einen kurzen Überblick über die erschreckenden Zahlen in Erkrath, im Kreis Mettmann und Deutschlandweit, die wiedergeben, wie viele Mädchen und Frauen sich aufgrund einer Gewalterfahrung bei der Polizei oder den zuständigen Hilfestelle gemeldet haben, um Hilfe zu suchen. Im Kreis ist der SKFM Mettmann e. V., mit seinen Beratungs- und Hilfsangeboten die Stelle, mit der alle Gleichstellungsbeauftragten der 19 Städte eng kooperieren. Zu den Fakten siehe Kasten am Ende des Artikels.

Feuerwehrchef Guido Vogt war mit einer Abordnung der Feuerwehr vor Ort, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. Foto: SK

Zu der Veranstaltung am Samstag um 14h auf der Treppe des Erkrather Rathauses waren trotz des regnerischen Wetters zahlreiche ‚Demonstrierende‘ erschienen. Unter ihnen auch Feuerwehrchef Guido Vogt mit fünf weiblichen Feuerwehrleuten, die alle auffällig in orange Arbeitskleidung gewandet waren. Diese zogen die Aufmerksamkeit einiger vorbeikommender Passanten auf sich. Leider blieben diese nicht stehen, so dass sie das Grußwort von Bürgermeister Christoph Schultz verpassten, das als „Mahn“-Wort ausfiel: „Für viele Frauen ist ihre Wohnung kein Ort des Friedens und der Geborgenheit, sondern der Angst und der Gewalt. (…) Daher geht Gewalt gegen Frauen uns alle an.“

Danach referierte Annegret Pollmann die erschreckenden Zahlen, s. u., auch die, dass im gesamten Kreis 2022 beim SKFM in Mettmann 1.014 Fälle gemeldet wurden, davon 32 aus Erkrath: „Die Dunkelziffer ist weit höher. Meine Bitte an Sie und alle anderen: Häusliche Gewalt ist keine Privatsache, sie geht uns alle an. Sehen sie nicht weg, hören Sie nicht weg. Sprechen Sie die Betroffenen an oder informieren Sie die Polizei, besser einmal mehr als einmal zu wenig. Die Polizei im Kreis Mettmann ist gut geschult. Mit den Mitarbeiterinnen des SKFM Mettmann haben wir kompetente Ansprechpartner für die betroffenen Frauen – und auch deren Kinder.“

Sie übergab das Wort dann an Eva-Maria Düring, nicht, ohne zu bekennen, dass sie diese und alle ihre Kolleginnen und Kollegen, die täglich mit den Mädchen und Frauen umgehen, die Gewalt erfahren, sehr bewundere: „Ich bin sehr dankbar über die Kooperation“, fügte Pollmann abschließend hinzu. Düring gab den Dank für die konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit zurück und da ihre Vorredner schon die wichtigsten Fakten genannt hatten, beschränkte sie sich auf den Hinweis. „Wir sind jederzeit ansprechbar. Bitte wenden Sie sich immer an uns, wenn es um Fälle oder Verdachtsfälle geht.“ Düring und eine Kollegin hatten direkt einen Anschlusstermin, denn sie seien zum Fest der Sankt Sebastianer Schützenvereins eingeladen, wie sie berichtete. Diese hätten zugunsten ihrer und der Arbeit der Kollegen gesammelt und wollten nun die Spende übergeben.  

Foto: SK

Aktion des Freundeskreises und von „Heimat-Erde“ am Europaplatz

Auch die (weiblichen) Ehren- und Hauptamtlichen des Freundeskreises veranstalten seit Jahren eine eigene Aktion anlässlich des „Orange Days“. Vor der Begegnungsstätte des Vereins, dem „Hand in Hand“ am Europaplatz, verteilten sie mehrere hundert der bereits genannten Brötchentüten mit Infomaterial und kleinen Geschenken an Mädchen und Frauen, die auf oder vom Weg zum Einkauf vorbeikamen. „Mit vielen von ihnen sind wir durch das Verteilen der Tüten ins Gespräch gekommen über jegliche Art von Diskriminierung und Gewalt an Frauen und Mädchen“, berichtete Annika Bachar vom Freundeskreis. In diesem Jahr hatten sich dem Freundeskreis Dorit Meier und Petra Selle angeschlossen. Sie haben mit ihrem Projekt „Heimat-Erde“ den Verein bereits finanziell unterstützt. Denn der Erlös aus dem Verkauf ihrer aus recycelten Stoffen, selbstgenähten Brot- und Baguette-Beutel haben sie ihnen bereits Spenden zukommen lassen. Die Stoffbeutel werden über verschiedene Bäckereien an deren Kunden verkauft, damit diese dann immer zum Brot- und Brötchenkauf mitgebracht werden, um Papiertüten (Rohstoff) zu sparen. „Zusätzlich zu den kostenlosen Papiertüten des Kreis Mettmann konnte man gegen Spende einen unserer Stoffbrotbeutel erwerben. Die Notrufnummern, die auf den Papiertüten stehen, haben wir auf den Banderolen der Stoffbeutel aufgedruckt,“ so Petra Selle, von „Heimat-Erde“.

Gemeinsame Aktion des Freundeskreis für Flüchtlinge und den Damen von ‚Heimat Erde‘. Foto: privat

Fakten zu „Gewalt gegen Frauen“

2022 wurden laut des Berichts der Bundesfamilienministerin Lisa Pau 106.056 Mädchen und Frauen deutschlandweit Opfer sexualisierter und anderer Gewalt. Alle zwei Minuten wird in Deutschland ein Mensch Opfer häuslicher Gewalt, stündlich machen 14 Frauen eine Gewalterfahrung und jeden Tag wird ein Mordversuch an einer Frau verübt – von ihrem aktuellen oder dem Ex-Partner. 103 Mädchen und Frauen wurden in 2022 getötet.

Anlaufstelle „Gewalt“ beim SKFM Mettmann e. V.

Interventionsstelle gegen häusliche oder sexualisierte Gewalt, Tel. (02104) 14 19 – 26 bzw. -22. Den Flyer der Interventionsstelle gibt es hier als PDF.

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