„3reicht“ – Fahrraddemo gegen den 4-spurigen Ausbau der A3

Foto: Susann Krüll

Nach einer Stern-Fahrt von Erkrath sowie Haan, Hilden und Leichlingen aus sammelten sich gut 200 Teilnehmer zur Abschlusskundgebung am Kreisverkehr im Haaner Gewerbegebiet „Giesenheide“.

Aufgerufen zu dieser Aktion hatten am „Tag des Fahrrads“ am vergangenen Samstag die Initiative „3reicht“ und der Kreisverband des BUND Mettmann.

Die Erkrather BUND-Ortsgruppe unter Leitung des Vorsitzenden Alexander Schulz war mit rund 40 Teilnehmer als erstes am Treffpunkt angekommen. Sie waren vom S-Bahnhof Hochdahl rund neun Kilometer mit Zwischenstopp auf der Fußgänger- und Radfahrer-Brücke über die A3, wo sie auch von einem ARD-Fernsehteam interviewt worden waren, an den Ortsrand von Haan geradelt. Die Gruppe, die Claudia Roth, Kreisvorsitzende des BUND anführte, von Leichlingen über Hilden und Haan zum Treffpunkt führte, wurde mit Fahrradklingeln und Applaus von den Erkrathern, unter denen zahlreichen Ratsmitgliedern von Bündnis 90/Die Grünen inklusive des Stellvertretenden Bürgermeisters Marc Göckeritz waren, begrüßt. Auch Roland Schüren, Unternehmer und Bundestagskandidat von Bündnis 90/Die Grünen für den Südkreis, hatte die Erkrather Gruppe begleitet – im „Gelben Trikot“ der Tour de France von 2017. „Ich will ja den Gesamtsieg,“ scherzte der Inhaber der gleichnamigen Bäckerei-Kette auf die Frage nach seinem Outfit. „Schließlich wollen wir den Kampf gegen den Ausbau gewinnen. Und natürlich arbeite ich auch schon auf die Wahl im September hin“, so Schüren, der an der Giesenheide einen Ladeparks für E-Autos in Kooperation mit Fastned aus Holland sowie der Firma Tesla betreibt. Nach der Fertigstellung der dritten und letzten Ausbaustufe wird dieser Europas größter Ladepark sein.

Verkehrswende zugunsten des ÖPNV und Radverkehr  anstelle von Autobahn-Aus- und Neubau

Claudia Roth ergriff als Mitorganisatorin der Aktion als erste das Mikrofon, nachdem sich die Neuankömmlinge mit gesponserten Backwaren gestärkt hatten, und richtete das Wort an die Gegner des 2016 im „Bundeswegplan“ festgeschriebenen vierspurigen Ausbaus der A3: „Im vergangenen Jahr wurden 233 Autobahn-Kilometer, aber nur sechs im Schienenverkehr fertig gestellt“, ließ sie die Zuhörer wissen und forderte ein Umdenken der Politik zur Förderung des ÖNVPs und des Radverkehrs. „Mit dem geplanten Ausbau gehen Wohn- und Freizeitraum für die Menschen verloren. Die Natur leidet, denn Schutzgebiete werden zubetoniert,“ so die engagierte Naturschützerin. „Stecken wir das Geld, das allein die 10-jährige Planungsphase verschlingt, lieber in die Aufwertung der maroden, bestehender Infrastruktur und in Lärmschutzzäune für die Anwohner. Es ist noch nicht einmal genug Geld zum Erhalt der bestehenden Infrastruktur da, warum soll dennoch werde ein Ausbau gefordert“, fragte sie in die Runde und forderte „ein Umdenken hin zu umweltverträglichem Verkehr und ein Ende des Bestandsschutz von Klima-feindlichen Projekten wie dem geplanten Ausbau auf acht Spuren der A3“. Für ihre Worte erhielt Claudia Roth von den Anwesenden genauso viel zustimmendem Applaus wie für ihr Schlussappell: „Werden Sie Teil der Verkehrswende und handeln Sie jetzt“.  

Auch Haans Bürgermeister Klaus Pommer, der mit der ebenfalls an der Sternfahrt teilgenommen hatte, schloss sich in seiner Stellungnahme den Ausbaugegnern an. Er machte deutlich: „Auch der Rat der Stadt Haan hat sich gegen den vom Bund beschlossenen Ausbau ausgesprochen wie auch meine Bürgermeister-Kolleg*innen im Kreis, deren Städte auch davon betroffen wären“, so Pommer, der deutlich machte, „dass wir die Anstrengungen Richtung Berlin intensivieren müssen, wenn wir das erreichen wollen“.

Als Abschlussredner trat Roland Schüren vor die Zuhörer und betonte neben den Umweltargumenten, die gegen den Ausbau sprechen, dass auch aus Unternehmer-Sicht alles dagegenspräche. Er erwarte eine Abwanderungsbewegung von Unternehmen aus der Region aufgrund der Nachteile, die „eine 10 Jahre dauernden Baustelle, die nach meinen Berechnungen nach dem Beschluss im Jahr 2016 und der aktuell laufenden Planungs- und Genehmigungsphase, dann vielleicht 2041 fertiggestellt ist“, mit sich brächte. Nach seiner Auffassung habe die Zunahme der Homeoffice-Tätigkeit während der Corona-Pandemie gezeigt, dass ein Ausbau überflüssig sei. „Denn die Staus haben sich in den letzten Monaten aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens, der mit der Zunahme der zuhause Arbeitenden Menschen im direkten Zusammenhang steht, in Luft ausgelöst. Diese Form der Arbeit müssen wir genauso fördern wie ein Umdenken hin zur Förderung des ÖNPV und des Radverkehrs und weg von der des motorisierten Individualverkehrs.“ Dafür werde er sich im Falle, dass er ein Bundestagsmandat bei der Wahl im September erhielte, einsetzten.

Mit der Ankündigung Claudia Roths, dass weitere Aktionen zur Verhinderung des A3-Ausbaus auf acht Spuren folgen werden, und einem Applaus als Dank an die Polizei für die sichere Begleitung endete die Veranstaltung.

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