35 Jahre Grau & das Geschenk ans Ahrtal

V.l.: Mitgeschäftsführer Dennis Gilcher, Inhaber Olaf Grau und Frank Wankum (Geschäftsstellenleiter 'Die Continentale'). Foto: Susann Krüll

35 Jahre ist es her, als Olaf Grau, gerade einmal 27-jährig, seinen Dachdecker Betrieb gründete. Jetzt wird gefeiert, aber beschenkt werden erst einmal die Helfer im Ahrtal. Die bekommen von Olaf Grau einen Transporter.

An die Gründungszeit erinnert sich Olaf Grau noch wie heute: “Mit dem letzten Lohn in der Tasche und nur mit meiner Werkzeugkiste habe ich angefangen.” Grau, der in Wuppertal geboren ist und mit seinen Eltern 1967 nach Millrath zog, hat nach der Schule eine Ausbildung zum Dachdecker begonnen und sich dann zwei Jahre bei den Fallschirmjägern als Zeitsoldat verpflichtet. Die Zeit wurde ihm später für die Meisterprüfung als Gesellenzeit mit anerkannt. Zwei Jahre hat er als Geselle für die Dachdeckerei Keil in Erkrath gearbeitet. Die Meisterschule hat er abends besucht. “Ich hatte ja kein Geld und musste mir meinen Lebensunterhalt verdienen”, erklärt er, warum er die Meisterschule nicht in Vollzeit absolvieren konnte. 1987 war es dann soweit und die Dachdeckerei Olaf Grau startete ihren bis heute erfolgreichen Weg mitten in den damaligen Bauboom hinein, als Bastbau in Hochdahl aktiv war. “In der Spitzenzeit habe ich 28 Mitarbeiter beschäftigt”, erinnert er sich. Das war sicher auch nötig, denn anders als heute, gab es damals einen einzigen Dachdeckeraufzug. “Wer den auf der Baustelle hatte, konnte sich glücklich schätzen. Alle anderen mussten das Material selbst hoch tragen.”

Mehr Technik als früher und ‘Nachwuchs’

Mit der Zeit habe sich alles so entwickelt, wie es heute sei. Dachdeckeraufzüge und Kräne gehören einfach dazu. Dennoch sei der Beruf körperlich anstrengend. In all den Jahren, in denen Olaf Grau in seinem Betrieb ausbildet, waren nur dreimal Mädchen dabei. Zwei davon seien heute in der Industrie tätig, eine besuche die Schule, um sich weiterzuentwickeln. Von Olaf Graus vier Töchtern hat sich keine entschieden in die Fußstapfen des Vaters zu treten. An Auszubildenden mangelt es Olaf Grau dennoch nicht. Jahr für Jahr stellt er zwei bis drei Auszubildende ein. “Man sagt uns nach, dass wir Dachdecker produzieren”, verrät Olaf Grau. Einer dieser ehemaligen Auszubildenden ist seit kurzem Mitgeschäftsführer: Dennis Gilcher. Er begann seine Ausbildung 2006 bei Olaf Grau. So konnte Olaf Grau die spätere Unternehmensnachfolge in seinem Betrieb am Steinhof, der sich in den Räumlichkeiten des ehemaligen Bauerhofs befindet, aus den eigenen Reihen sicherstellen. “Wir sitzen hier übrigens im ehemaligen Schweinestall”, sagt er uns augenzwinkernd in seinem Büro.

Vielseitiges Handwerk

In den 35 Jahren seit Gründung hat Olaf Grau alle Höhen und Tiefen erlebt. “Ich würde es heute wieder tun”, sagt er auf die Frage, ob er alles noch einmal so machen würde. “Kein Handwerk ist so vielseitig und breit, wie die Dachdeckerei”, erklärt er, warum sein Betrieb, der im Mittel 18 Mitarbeiter beschäftigt, auch Krisen immer wieder meistert. Neben dem Dachbau, gehören Holzbau, Zimmerei und inzwischen auch Solaranlageninstallation oder Gründächer dazu. “Die sind mein persönliches Steckenpferd”, verrät Grau. Und vielleicht kann er sich ja künftig noch mehr auf sein ‘Steckenpferd’ konzentrieren, nachdem ihn sein junger Mitgeschäftsführer, der am kommenden Samstag seinen 34. Geburtstag feiert, künftig entlastet.

Energiekrise und die Zukunft

“Wir kommen da durch, aber die Dachdeckerei ist auch sehr energieintensiv”, erklärt Olaf Grau auf die Frage, wie sich Ukraine-Krieg, Rohstoffknappheit und die Energiekrise auf seinen Betrieb auswirken. Die Herstellung von Bitumendachbahnen und Tonziegeln brauche viel Gas, erklärt Grau. Einer der größten Tonziegelhersteller habe die Produktion deshalb erst einmal auf ‘Null’ gefahren. Außerdem käme Bitumen zu einem großen Teil aus Russland und die Transporte stecken erst einmal fest, so Grau. “Manche warten schon seit Monaten auf Ziegel”, weiß Olaf Grau. Da sei es natürlich von Vorteil, wenn es Bereiche im Dachdecker-Handwerk gäbe, in denen – wenn es an einer Stelle gerade einmal stocke – dennoch weitergearbeitet werden kann. Und gearbeitet wird längst nicht nur in Erkrath und Umgebung. “Wir sind NRW-weit tätig.”

Grau, der viele Jahre auch Vorstand der Dachdecker Innung und Vorsitzender des Handwerkerkreises war, freut sich aber auch darauf ein bisschen mehr Zeit für Familie und Privates zu haben. “Zweimal im Jahr Ski-Fahren mindestens”, verrät er eine seiner Leidenschaften. Die andere sind zwei Mädchen und zwei Jungs, denn zwei seiner Töchter haben ihn mittlerweile mit jeweils ‘einem Pärchen’ zum Großvater gemacht.

Danke sagen und das Geschenk fürs Ahrtal

Am Samstag ist zum Jubiläum eine ‘Dankes-Party’, mit der sich Olaf Grau vor allem bei seinen Handwerkskollegen, Lieferanten und Unterstützern bedanken möchte. “Denn ohne die hätte ich all das nicht erreicht”, sagt er. Und am kommenden Montag geht es ‘auf Tour’ ins Ahrtal, denn für die Helfer in Grafschaft hat Olaf Grau noch ein Geschenk: Einen Transporter.

Über Marten Wirtz hatte er von der Notlage der Helfer in Grafschaft erfahren. Nach einem Jahr hatte das Land Rheinland-Pfalz die Mittel für das Verteilzentrum gestrichen. Neben der wegfallenden Lagerfläche mussten die Helfer auch den zur Verfügung gestellten Transporter wieder abgeben. In Grafschaft haben sich die Helfer unter Sabine zum Keller, die im letzten Jahr für das Verteilzentrum eine Festanstellung hatte, neu organisiert. Aufgeben war keine Option, denn auch mehr als ein Jahr nach der Flut, ist man im Ahrtal längst noch nicht wieder soweit, dass es ohne Hilfe geht. Mit der neu gegründeten ‘Stiftung Ahrtahl gemeinsam StAHRk’ ist es gelungen eine neue Halle zu finden, in der Hilfsgüter unterkommen. Noch fehlte allerdings ein Ersatz für den Transporter, mit dem Waschmaschinen und Co. zu den Menschen im Tal gebracht werden könnten. “Ich habe im letzten Jahr für den Betrieb vier neue Sprinter bestellt. Da wurde mir gesagt: Sie kriegen nur zwei”, erzählt Grau, dass es bei der Lieferung von Neufahrzeugen hakt. Auch der Gebrauchtmarkt sei angespannt. Das habe ihn auf die Idee gebracht. “Ich habe Marten Wirtz angerufen und gesagt, dass ich hier noch einen Transporter habe.”

Im Ahrtal war man ‘ob dieser Nachricht’ vollkommen aus dem Häuschen. Bevor der ‘Gebrauchte’ seinen Weg ins Ahrtal antreten konnte, hat Olaf Grau ihn komplett überholen lassen. “Den möchte ich statt Geld spenden”, sagt Grau. Und damit er im Ahrtal auch von Tag eins an mobil ist, hat sich noch jemand ‘eingeklinkt’, der ebenfalls in diesem Jahr 35-jähriges Jubiläum feiert: Frank Wankum. Er hatte als Kundenberater der Versicherung ‘Die Continentale’ begonnen und später die Geschäftsstelle übernommen.”Ich hab mit den Abteilungsleitern gesprochen und konnte Sonderkonditionen aushandeln”, berichtet er. Dann habe er sich spontan entschlossen, die Kosten für Haftpflicht und Teilkasko für das Fahrzeug für ein Jahr selbst zu übernehmen.

Und so kommt es, dass Marten Wirtz und die beiden ‘Jubilare’ Olaf Grau und Frank Wankum am Montag gemeinsam ins Ahrtal fahren und den Transporter übergeben. “Ich kann mir vorstellen, wie viele Handwerkskollegen im Ahrtal nichts mehr haben und nicht wissen, wie es weitergeht”, ist Olaf Grau froh auf diese Weise direkt etwas fürs Ahrtal tun zu können.

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