30 Jahre im Dienst der Abfallwirtschaft: Helga Wilmes geht in den Ruhestand

von Susann Krüll

Bürgermeister Christoph Schultz und Nachfolgerin Nadine Conradi nehmen Helga Wilmes in die Mitte, die als Abfallberaterin in den Ruhestand geht. Foto: Susann Krüll

Zum 1. Juli übergibt Abfallberaterin Helga Wilmes, die sich 1992 bei der Besetzung der in der Erkrather Verwaltung neu geschaffenen Stelle gegen 102 weitere Bewerber durchsetze, ihr Amt an Nadine Conradi.

“Ich habe die dreißig Jahre zwar nicht ganz voll bekommen, gehe aber dennoch mit einem guten Gefühl in den neuen Lebensabschnitt”, so Wilmes bei ihrer offiziellen Verabschiedung im Kleinen Sitzungssaal des Rathauses in Anwesenheit des Bürgermeisters, des Stabstellenleiters Umwelt- und Klimaschutz, Kristian Kuylaars, und ihrer Nachfolgerin.

Thema Abfallberatung aufs Engste mit dem Namen Wilmes verknüpft

„Ich wollte nie belehren, sondern immer beraten“, beschreibt Helga Wilmes, wie sie selbst ihre Aufgabe als Abfallberaterin von Anfang an gesehen hat. So war der Beruf gleichzeitig auch Berufung für sie. Das kam bei den unzähligen Anrufen hinüber, die sie unter der Durchwahl -6161 entgegen nahm. Selbst bei Anrufenden, die eine Beschwerde loswerden wollten, blieb sie immer ruhig, auch wenn diejenigen am anderen Ende der Leitung nicht immer glücklich über die Antwort zu ihren Fragen zur Müllentsorgung waren, kam man meist zu einem gütlichen Ende. Wie ein Mann, der nicht verstehen konnte, dass bei einem von ihm gebuchten Abholungstermin für Sperrgut, seine ausrangierte hölzerne Schrankwand mitgenommen, die Zimmertür, ebenfalls aus Holz, hingegen stehen gelassen wurde. „Die Abholung von Sperrmüll, die mit den Abfallgebühren abgedeckt ist, bezieht sich auf so genannte mobile Gegenstände. Man kann sich als Faustregel merken: Alles, was man bei einem Umzug aus der Wohnung oder dem Haus mitnehmen würde, wird mitgenommen. Zimmertüren zählen nicht dazu“, so ihre Erklärung, die dem Anrufer zwar nicht gefiel, ihm aber einleuchte. Besagte Tür, wie auch Mauer- oder Fliesenreste, nimmt der Städtische Wertstoffhof entgegen, dessen Gründung auch unter in die Ägide von Helga Willmes stattfand. Der ‘Pionierin der Abfallwirtschaft’, wie Bürgermeister Schultz sie in seiner Danksagung betitelte, zollte Schultz nicht zuletzt für diese Geduld und auch Hartnäckigkeit, mit der sie ihre Ziele verfolgte, Anerkennung und Dankbarkeit. „Mit Ihnen haben wir einen Sechser im Lotto gezogen“, so der Bürgermeister.

Ein beeindruckender Rückblick auf knapp drei Jahrzehnte

Anlass für die Schaffung der Stelle einer Abfallberaterin war die Einführung der gelben Tonne, bzw. des gelben Sacks . Dann sei das „Landesabfallgesetz“ verabschiedet worden und es wurde zu einer Pflichtaufgabe der Kommunen, was bis heute gelte. „So kam im Laufe der Jahre zu der früheren Asche-Tonne für alles, immer mehr Tonnen zur korrekten Trennung hinzu. Zur gelben die blaue für Papier und Pappe und zuletzt die braune für Bio-Abfälle.“ Als sie in Erkrath angefangen habe, lag die Recycling-Quote bei 18,2%. Diese erhöhte sich über 35% im Jahr 1995, übersprangt mit 54,3% im Jahr 2005 die 50%-Grenze. „Das Jahr 1996, in dem die Bio-Tonne eingeführt wurde, war insofern noch spannend, weil das Konzept des reinen Wertstoffsammelns von dem der Kreislauf-Wirtschaft, dem ‚Grünen Punkt‘, wie er da hieß, abgelöst wurde.“ Bis 2025 muss die Recyclingquote bei 60% liegen. Zwar sei man in Erkrath bis zum Hochwasserereignis auf einem guten Weg gewesen. „Doch durch die Schäden hat sich die Menge des zu entsorgenden Abfalls erhöht. Außerdem hat die Corona-Zeit mit ihren Lockdowns dafür gesorgt, dass die Menschen zuhause viel aussortiert und zum Wertstoffhof gebracht oder in den Hausmüll geworfen haben. So  liegt die Quote nach 56,8% im Jahr 2020 im letzten Jahr bei 56,3%.“

Für die Statistik des Jahres 2022 sei dann ihre Nachfolgerin zuständig, so Wilmes mit einem Lächeln zu ihrer Kollegin, die mit ihr die Meinung teilt, dass Abfall-Vermeidung der bessere Weg gegenüber dessen Recyclings sei. „Da müssen wir alle bei uns selbst anfangen“, stimmte auch Christoph Schultz zu, der einen Stab für die Verwendung von recyceltem Papier brach und dafür warb so viel wie möglich unverpackt zu kaufen. Leider habe sich bisher noch niemand gefunden der einen Unverpacktladen in Erkrath eröffnen wollte. „Bei REWE findet man hingegen inzwischen einige Produkte zum Selbstabfüllen“, so der Bürgermeister, der allerdings deren Preise ‘ein wenig happig’ findet.

In ihrer Zeit als Abfallberaterin hat Helga Wilmes das Thema Abfall-Vermeidung in Workshops und Vorträgen in Kitas und Schulen getragen sowie mit der örtlichen VHS und der Stadtbücherei zusammengearbeitet, um die Themen in die Öffentlichkeit zu tragen. Kürzlich haben die neue und bald ehemalige Beraterin am von der Verwaltung veranstalteten „Wassertag“ in der Stadthalle an ihrem Stand anschaulich gezeigt, welche Fest- und flüssigen Stoffe auf keine Fall in Waschbecken oder Toilette hinuntergespült und so in die Kläranlage geraten dürfen.

Zum Schluss erinnerte Bürgermeister Schultz noch an die „Dreck-Weg-Tage“ zweimal im Jahr, die auch auf Helga Wilmes zurückgehen. „Wir haben da mehrfach zusammen weggeräumt, was achtlos weggeworfen wird.“ Besonders ärgern Beide die zahllosen Zigaretten-Kippen. Denn den meisten sei leider nicht bewusst, dass eine einzelne Kippe bis zu 42l Grundwasser verunreinigen kann. „Ein Taschenaschenbecher für unterwegs, sollten Raucher dabei haben“, wünscht sich Helga Wilmes deshalb.

Was nach der Arbeit kommt

Dass sie sich im Ruhestand langweilen könnte, der Gedanke kommt Helga Wilmes nicht. „Jetzt steht erst einmal ein Umzug an. Ich werde zu meinem Lebensgefährten ziehen. Dann freue ich mich schon, dass mein Sohn und seine Familie demnächst von Kalifornien nach Norwegen ziehen. Dann ist es nicht mehr so weit, wenn ich sie besuche“, erzählt sie und fügt hinzu: „Außerdem hält mich meine Border Collie-Hündin Juli auf Trab. Und dann habe ich viel Zeit für meine große Leidenschaft, den Tierschutz im südlichen Afrika. Ich habe schon mehrfach meinen Urlaub dort als Volontär bei örtlichen Naturschutzorganisationen verbracht und mit dem Fernglas bewaffnet Tiere gezählt“, berichtet sie mit einem Lächeln. Schon seit den ersten Sendungen des berühmten Zoologen Grzimek habe sie sich in Afrika und seine Tierwelt verliebt. Der Elefant sei das Tier, das sie am meisten beeindrucke, so Wilmes. „Hier bin ich ja mehr die Ornithologin“, setzt die studierte Geologin und Soziologin hinzu, die während des Studiums zum Thema Abfall, allerdings in der Antike, geforscht hat.

Ein kurzer Ausblick

Die zukünftige und die scheidende Abfalbersterin:
Nadine Conradi und Helga Wilmes. Foto: SK

Sie wisse, dass sie in ‘große Fußstapfen’ trete, bekannte Nadine Conradi, die ab dem 1. Juli die Nachfolge von Helga Willmes antritt. Doch sie freue sich auf diese Herausforderung, habe sie doch eine lange Einarbeitungszeit in das vielfältige Aufgabengebiet gehabt. Außerdem sei sie an ihrem vorherigen Arbeitsplatz bei der Stadt Wuppertal im Amt für Stadtplanung und Vermessung auch mit dem Bereich Abfallwirtschaft in Berührung gekommen. Die 37-jährige Wuppertalerin bekannte, dass sie bereits erste Ideen habe, deren Umsetzung sie angehen wolle. „Das meiste werde ich beibehalten, denn Helga Wilmes hat einen grandiosen Job gemacht“, so ihr Kompliment an ihre – bald – Vorgängerin. Wie diese habe sie die Entscheidung des Rates nicht nachvollziehen können, dass es die jährliche Abfall-Broschüre, die alle Erkrather Haushalte zugeschickt erhalten hätten, nicht mehr in Papierform geben solle. Zwar fände man alle Abfalltermine sowie die Infos, in welche Tonne welche Art von Abfall gehört und was auf den Wertstoffhof oder am Schadstoffmobil abgegeben werden muss, auf der Website der Stadt, so die beiden Frauen. Aber schließlich sei es doch bequemer, schnell nachschlagen zu können und nicht erst seinen Rechner hochzufahren, so Wilmes. Schließlich hätten auch nicht alle Erkrather einen Zugang zu Computer oder Smartphone. „Ich habe da schon ein paar Ideen. Vielleicht kann man doch eine kleine Auflage drucken, die diejenigen sich dann in den Bürgerbüro abholen könne, die die Infos gern in gedruckter Form haben möchten“, so Nadine Conradis Ausblick auf einen möglichen Kompromiss, dem dann vielleicht auch der Rat zustimmen könnte. Aber das wird die Zukunft bringen, die am 1. Juli für sie beginnt.

So erreichen sie die Abfallberatung der Stadt Erkrath: Tel. (02 11) 24 07 61 61 oder per Mail an: abfallberatung@erkrath.de. Auf der städtischen Website.de finden Infos zu Leerung der Tonnen, Wertstoffhof, Sperrgut, Sonderabfälle und vieles mehr unter: https://www.erkrath.de/Wirtschaft-Bauen/Umwelt-Verkehr/Abfallberatung/

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