2000 Unterrichtsstunden für 128 ukrainische Flüchtlingskinder

Rotary Clubs Hilden-Haan und Neandertal

Bernd ter Glane, Vors. Rotary-Club Neandertal (l.) mit Dominik Adolphy (GF Du-Ich-Wir), Deutschlehrerin Loreta Mickuniene und Schülerin Adelina Korzh. Foto: RC Neandertal

Dank der finanziellen Unterstützung der Rotary-Clubs Neandertal und Hilden-Haan kann der Verein „Du-Ich-Wir“ seine „Ankommenskurse“ in den Schulen umsetzen.

Wenn es um die gelungene Förderung und Integration ukrainischer Flüchtlingskinder geht, kann die zehnjährige Adelina Korzh als leuchtendes Beispiel dienen. Die Schülerin der Grundschule Am Neandertal in Mettmann hat in ihrer erst kurzen Zeit in Deutschland ihre Fähigkeiten und Kenntnisse so gut weiterentwickelt, dass sie nun die Empfehlung für den Besuch eines Gymnasiums nach den Sommerferien bekommen hat. Möglich machten es im Besonderen die vom Erkrather Verein „Du-Ich-Wir“ in Schulen angebotenen „Ankommenskurse“ als zusätzliches Förderangebot der Schulen.

In diesen Kursen soll den Kindern neben der deutschen Sprache auch die Kultur des Landes spielerisch nähergebracht werden. Zudem können sie über ihre Erlebnisse sprechen und sie dadurch besser verarbeiten. „Ich habe mich im Unterricht immer wohlgefühlt und lerne hier gern“, sagt dementsprechend Adelina.

Der im Jahr 2015 von Dominik Adolphy gegründete Verein hat das Ziel, Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund zu fördern und sie „von der Grundschule bis zum Job“ zu unterstützen. Seine Projekte setzen oft da an, wo staatliche Stellen zwar einen Bedarf konstatiert haben, es aber schlicht und einfach an der finanziellen Ausstattung fehlt. Für sein Engagement in der Flüchtlingshilfe wurde Adolphy schon 2019 von der Stadt Erkrath mit dem Integrationspreis ausgezeichnet.

Engagement der Rotary-Clubs

Dass die „Ankommenskurse“ in diesem Ausmaß stattfinden können, dafür sorgten letztlich die Rotary-Clubs Hilden-Haan und Neandertal. Rund 35.000 Euro sammelten die beiden Clubs über Spenden ein; dadurch konnten seit August 2022 und können noch voraussichtlich bis zu den Sommerferien mehr als 2000 Unterrichtsstunden für insgesamt 128 Kinder und Jugendliche an 13 Schulen realisiert werden.

„Ohne die effiziente Zusammenarbeit der beiden Rotary-Clubs und des Vereins Du-Ich-Wir könnten viele Kinder nicht die Förderung erhalten, die sie für einen erfolgreichen Start im deutschen Bildungssystem brauchen”, sagt Vereinsgründer und -Vorstand Dominik Adolphy. Schon vorher hatten die beiden Clubs zahlreiche Projekte des Vereins organisatorisch und finanziell unterstützt. „Ich freue mich sehr, dass wir mit unserem gemeinsamen Engagement und der engen, guten Zusammenarbeit aller Beteiligten einen wichtigen Beitrag zur Integration im Kreis Mettmann leisten können“, sagt Bernd ter Glane, Präsident des Rotary-Clubs Neandertal. „Die Rotary-Club Hilden-Haan Stiftung arbeitet mit dem Verein ja schon sehr lange bei Integrationsprojekten zusammen”, sagt auch Alfons Wahlers, Vorsitzender des Stiftungsvorstands. „Ich bin begeistert von dem hohen Engagement und Einfühlungsvermögen der Lehrkräfte, die neben dem Sprachunterricht eine besondere familiäre Nähe zu den Schülern und Schülerinnen aufbauen.”

Besonderer Sprachunterricht

Das bekräftigt Loreta Mickuniene, eine von vier angestellten Deutschlehrerinnen des Vereins, die selbst aus ihrer Heimat geflüchtet sind. „Das Besondere an unserem Sprachunterricht ist, dass die Kinder nicht nur am Tisch sitzen und Grammatik lernen, sondern dass ich interaktiv mit ihnen arbeiten kann, dass sie sich im Raum bewegen und wir kreativ sein können”, sagt die Lehrerin. „Alles, was ich in Deutsch kann, habe ich von Loreta gelernt”, sagt Adelina. „Jetzt helfe ich auch meiner Mutter beim Deutschlernen.”

Bereits nach den Sommerferien 2022 konnte mit dem Unterricht begonnen werden. Die Kurse werden in Kooperation mit den beteiligten Schulen so organisiert, dass sie Teil des Schulalltags der Kinder und in den Stundenplan integriert sind. Sie dauern je nach Schule und Stundenplan unterschiedlich lang an (meistens 1,5 bis zwei Stunden, teilweise aber auch 5,5 Stunden) und finden in unterschiedlich großen Unterrichtsgruppen (vier bis zwölf Kinder) statt. Durch die Anpassung der Unterrichtszeiten an den Stundenplan können die Kinder am Regelunterricht der jeweiligen Schule teilnehmen und damit in Kontakt zu gleichaltrigen Kindern aus Deutschland kommen.

Finanzierung der Deutschlehrerinnen

Vor allem viele kleinere Schulen können aufgrund des Lehrermangels keine gesonderten Unterrichtsgruppen zum Deutschlernen für neuzugewanderte Kinder bilden. Rotary finanziert mit den Spenden die vier qualifizierten ukrainischen Deutschlehrerinnen, damit diese für Du-Ich-Wir tätig sein und mit Hilfe der ukrainischen und der russischen Sprache den Kindern Deutsch beibringen können.

Neben Grundschulen werden viele der von Rotary finanzierten Unterrichtsstunden auch an weiterführenden Schulen und für außerschulische Hausaufgabenbetreuungen eingesetzt. Dort gibt es, so Dominik Adolphy, einen stark erhöhten Bedarf. „Es ist so wichtig, dass wir den Kindern jetzt beim Deutschlernen helfen und ihnen den ‚Schlüssel zur Integration‘, nämlich die deutsche Sprache, an die Hand geben können“, so Adolphy. „Dank der Förderung von Rotary können wir unsere Unterstützung für alle Schulformen anbieten und sehr viele Schülerinnen und Schüler im Kreis Mettmann erreichen.“

Für das nächste Schuljahr gibt es noch keinerlei Finanzierungszusagen für das Projekt. Die Rotarier rufen daher über die Spendenplattform Betterplace für gemeinnützige Hilfsprojekte zu Spenden auf.

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